Ein Wochenende in der glutenfreien Ferienregion Scuol – Samnaun – Val Müstair

Ich sitze in der Bahn von München aus und bin ganz schön abenteuerlustig – ohne meinen glutenfreien Lebensmittelvorrat, den ich sonst immer im Gepäck habe, geht es nach Scuol ins wunderschöne Engadin. Ok, ich habe eine Packung Kekse dabei, aber auch nur, weil ich auf der Fahrt immer etwas zum Naschen brauche. Weder das obligatorische Brot, was sonst immer mitkommt, noch Kräcker, Nudeln oder Nüsse sind dieses Mal im Koffer. Und was mich noch mehr dabei verwirrt, ist, dass ich noch nicht einmal ein mulmiges Gefühl habe. Seelenruhig sitze ich hier und lasse die wunderschöne Landschaft an mir vorbeiziehen, bis irgendwann die Sonne hinter den Bergen verschwindet. Ich denke noch nicht einmal daran, dass irgendetwas mit dem Essen in den kommenden Tagen schiefgehen könnte. Mit solch einem beruhigten Gefühl bin ich wirklich noch nie verreist!

Es geht in die gluten- und laktosefreie Ferienregion Scuol – Samnaun – Val Müstair im Unterengadin in der Schweiz.

Bisher einzigartig haben sich hier Hotels, Restaurants, Apartments und Geschäfte zusammengeschlossen, um ihren Gästen mit verschiedenen Allergien und Unverträglichkeiten einen unbeschwerten Urlaub bieten zu können. Der Fokus liegt hier auf der gluten- und laktosefreien Ernährung. Als ich das erste Mal davon gelesen habe, konnte ich es gar nicht so recht glauben – ehrlich gesagt, hört es sich ja auch etwas nach einem Märchen an! Aber psst: Das Märchen ist real! Regelmäßig werden für die bisher 40 angeschlossenen Betriebe Schulungen und Lehrgänge mit der IG Zöliakie, der Zöliakiegesellschaft der Deutschen Schweiz angeboten, um alle Mitarbeiter und Gastronomen auf das Thema Zöliakie und den Umgang mit glutenfreien Lebensmitteln und allem Drumherum zu sensibilisieren.

Gestärkt mit einem wahnsinnig tollen gluten- und laktosefreien Frühstück im Hotel Bellaval bin ich auf dem Panoramawanderweg zwischen Motta Naluns und Prui unterwegs. Die anderen Wanderer begegnen einem mit einem freundlichen „Allegra“ oder „Grüezi“ – mit meinem stinknormalen „Hallo“ oute ich mich direkt aus Auswärtige. Familien kommen einem mit ihren Kindern entgegen, Gruppen pesen mit überdimensionalen Rollern, den Trottinetts, an einem vorbei in Richtung Tal, an der ein oder anderen öffentlichen Feuerstelle knistert das Feuer. Hier und da stehen windgeschützte Sitzgelegenheiten mit bequemen Holzliegen, auf denen man sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und perfekt vor sich hindösen kann. Vielleicht hätte ich auf die guten Ratschläge hören und mich mit Sonnencreme einschmieren sollen.

Oft bleibe ich stehen. Und das nicht (nur), weil mir die Puste wegbleibt. Nein, vor allen Dingen, weil die Landschaft so wunderschön ist und ich sie verträumt betrachte. Eigentlich bin ich ja seit der Kindheit ein Meer-Kind. Stundenlange Strandspaziergänge fand ich irgendwie angenehmer, anstatt im Schnee zu bibbern. Aber dennoch verzaubern mich die Berge immer wieder aufs Neue. Ja, dieses Mal machen sie mich echt sprachlos! Langsam beginnt die Alpenblüte. Die saftigen grünen Wiesen verwandeln sich fast zusehend in ein Meer aus bunten Blüten-Tupfen. Hier und da plätschern kleine Bächlein den Berg hinunter.

Bergrestaurant „La Motta“

Nach einer Wanderung kann man sich wunderbar im Bergrestaurant „La Motta“ stärken. Für Allergiker liegt hier eine separate gluten- und laktosefreie Speisekarte bereit. Das Angebot reicht von einer köstlichen Möhren-Ingwersuppe, über Pasta bis hin zu Steak und Dessert. Hier wird garantiert niemand hungrig wieder in die Seilbahn nach Scuol steigen. Aus der Gaststube kann man auch bei regnerischem Wetter die schneebedeckten Gipfel und vorbeiziehenden Wolken beobachten.


Bergrestaurant „La Motta“ – Bergstation Motta Naluns – 7550 Scuol – Schweiz


Habt ihr schon einmal von der Hochzeitsgondel gehört? Als ich mit der Seilbahn hinaufgefahren bin, fuhr die gemütlich eingerichtete Gondel, mit weißen Gardinen geschmückt an mit vorbei. Auf dem Rückweg sah ich sie wiederkommen und fragte nach, ob man nicht mit dem Wohnzimmer mitfahren könne. „Wohnzimmer?“ wurde ich schräg angeschaut, „Junge Dame, das ist unsere Hochzeitsgondel! Aber trotzdem können Sie gerne mitfahren!“ So saß ich wenig später auf Kuscheldecken zwischen Blümchenkissen und genoss den unbeschreiblichen Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel der Schweizer Alpen.

Im Rahmen einer kulinarischen Dorfführung konnten wir hier und da das glutenfreie Angebot der einzelnen Geschäfte und vor allen Dingen auch der Region probieren.

Reformhaus Bio Betschla

Der erste Stop ist das Reformhaus Bio Betschla. Hier gibt es eine eigene Abteilung für glutenfreie Sachen – von den bekannten Sachen von Schär und anderen Firmen werden hier auch die lokalen Produkte von Meier Beck aus Val Müstair angeboten. Die Big-Mountain Torte, die mich ein wenig an Bienenstich erinnerte und eine typische Engadiner Nusstorte standen zum Probieren bereit. Hier hätte ich ewig stehen und die kleinen Kuchenstücke in mich hineinstopfen können! So ein Tag in den Bergen macht natürlich hungrig! Für die warmen Tage ist auch Glace, also Eis, im Angebot.


Reformhaus Bio BetschlaStradun 335- 7550 Scuol – Schweiz


Weiter geht es in das Bogn Engiadina Scuol – ein Freizeit- und Gesundheitsbad mitten im kleinen Stadtzentrum. Nein, geplantscht wird nicht, dafür aber das Mineralwasser aus einer der über 20 Quellen in und um Scuol probiert. Durch den hohen Magnesiumgehalt ist das Wasser schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber auf jeden Fall erfrischend! So sind überall in der Stadt kleine Brunnen verteilt, an denen man sich kostenfrei mit Wasser versorgen kann. Manche kommen mit ihren Flaschen vorbei und füllen sich das Mineralwasser direkt für zu Hause ab.

Weiter geht der kleine Spaziergang an hübschen und typischen Bündnerhäusern vorbei, die durch die Sgraffito-Technik teilweise wunderschön verziert sind. Durch eine spezielle Kratztechnik werden hier die übereinanderliegenden Putzschichten abgetragen, so dass kleine Kunstwerke auf der Hausfassade entstehen. Hier und da sind Holzschnitzereien zu sehen, wunderschöne Türen und Fensterbänke mit buntem Blumenschmuck.

Arena Regional im @-Center

Die Auswahl an fertigen glutenfreien Sachen hier im „Arena Regional“ im @-Center ist etwas kleiner als im Reformhaus zuvor, dafür bekommt man hier aber tiefgefrorene und selbstgemachte Spezialitäten und glutenfreie Fertigteige im Kühlregal. Habt ihr schon einmal etwas von Capuns gehört? Ich bis dahin auch nicht. Eine Spezialität für die Region, bei der eine Spätzleteigmasse (mit Gemüse oder typischerweise Bündnerfleischstückchen) in Magoldbättern eingerollt und in einer Rahmsoße gebacken oder gekocht werden. Die Machart kann man ein wenig mit Kohlrouladen vergleichen – aber Capuns sind insgesamt und geschmacklich um einiges feiner! Sonst kann man sich hier auch mit köstlichem Käse aus der Region eindecken!


Arena RegionalArena Tech – Stradun @-Center – 7550 Scuol – Scweiz


Coop

Auch der Coop direkt neben der Tourismusinformation bietet eine kleine Auswahl an glutenfreien Lebensmitteln an. Hier findet man vor allen Dingen die Produkte von Schär – in den anderen beiden Geschäften findet man da auf jeden Fall mehr Auswahl.


Coop Scuol – Stradun 403a – 7550 Scuol – Schweiz


 

Herzlichen Dank für die Einladung!

Mein Artikel ist im Rahmen des glutenfreien Netzwerktreffens entstanden, zu dem die Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair AG eingeladen und die Kosten für die Übernachtungen und Verpflegung getragen hat. Ein großer Dank geht besonders an Philipp Kemmler vom Tourismusbüro für die liebevolle Planung und Gastfreundschaft!

Weiter möchte ich mich bei den Sponsoren Hotel Bellaval, Semper, Meier Beck, Leisi, Buitoni, Züger Frischkäse, Morga und Schär bedanken.

Mit dabei waren auch Fabienne von Freiknuspern, Martin von Zöliakie-Blog, Katie und ihr Mann Georg von Ein glutenfreier Blog, Silvan von glutenfreiewelt, Nicole von Eventmanagement & Marketing Nicole Fütterer, Nora und Ralf von begluno, Silvia mit Ihrem Mann Reto von der IG Zöliakie. Vielen Dank an euch tolle Menschen, dass ihr dieses Wochenende wirklich so wunderschön gemacht habt!

2 Comments

  1. Ich verfalle bei deinen Landschaftsbildern gerade in „Oh kenn ich“ bis zu „ist das lange her“. Ich war zum ersten Mal 1969 mit 2 Jahren in Scuol. Damals fuhr noch die rote zweisitzige Eiergondel zur Motta Naluns hoch. Ich habe dort nicht nur Skifahren gelernt, sondern 20 Jahre lang 1-2 Urlaube pro Jahr dort verbracht. Ich bin mit der Milchkanne morgens frische Kuhmilch holen gegangen und der Spruch der Skischule klingt noch in meinen Ohren „Alle, die da wohl wollen machen Skischule mögen sich aufteilen in…“. Es war eine tolle Zeit. Leider wurde die ursprünglichkeit des Dorfes durch den Tourismus im Laufe der Jahre immer mehr zerstört. Es kamen Hotels dazu, die Straßen wurden zugebaut. Selbst im Oberdorf entstanden immer mehr Ferienhäuser.
    Ich war nun fast 25 Jahre nicht mehr dort, dein Bericht hat gerade eine Menge zurück geholt, was ich tief vergraben hatte.
    Danke!

    • Anna Reply

      Liebe Susanne,

      vielen lieben Dank für deinen rührenden Kommentar!!Ich finde es immer wahnsinnig interessant, wie es an manchen Orten wohl früher, vor dem Tourismus, ausgesehen haben muss. Deine Beschreibung ist wunderbar – ich kann es mir so gut vorstellen! Für mich war Scuol jetzt noch wunderschön, besonders die alten renovierten Häuser haben es mir angetan! Aber durch deine Beschreibung kann ich mir ein bisschen vorstellen, wie es einmal war.

      Viele herzliche Grüße
      Anna

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