Eine Herausforderung für Menschen mit Zöliakie

Die Bretagne ist nicht nur für ihre zerklüfteten Küstenlandschaften mit malerischen Stränden, das typisch wechselhafte Wetter, urige Steinhäuser, historische Städte und bunt blühende Hortensien bekannt, sondern auch für ihre Galettes. Diese herzhaften Crêpes aus Buchweizenmehl sind wie Pech und Schwefel in der bretonischen Küche verwurzelt und sind oft eine Alternative zu den meist süßen Weizen-Crêpes. Doch für Menschen mit Zöliakie, die auf eine strikt glutenfreie Ernährung angewiesen sind, kann der Genuss der Galettes vor Ort zu einer echten Herausforderung werden – und das, obwohl Buchweizen eigentlich von Natur aus glutenfrei ist.

Tatsächlich gibt es kaum ein Thema, das mich auf der Reise so beschäftigt hat wie Galettes. Sogar so sehr, dass ich dem Ganzen hiermit einen eigenen Blogbeitrag widme. Die Bretagne und ihre Galettes – ein Thema für sich!

Postkarte Bretagne

Was sind Galettes?

Galettes sind so etwas wie herzhafte Crêpes aus Buchweizenmehl. Besonders in der Bretagne sind sie omnipräsent und ein fester Bestandteil der Küche! Traditionell bestehen sie nur aus Buchweizenmehl, Wasser und etwas Salz und werden wie Crêpes ganz dünn auf einem flachen Eisen gebacken. Belegt werden sie meist herzhaft mit beispielsweise Käse, Schinken, Wurst oder Ei. Dann noch die Ränder wie bei einem kleinen Paket umklappen und fertig! Es gibt kaum ein Café oder Restaurant, das sie nicht anbietet.

Buchweizen, auf Französisch „blé noir“ oder „sarassin“, ist ein Pseudogetreide und von Natur aus glutenfrei. Worauf ihr bei Zöliakie dennoch achten müsst, habe ich euch hier schon einmal aufgeschrieben. In der Theorie sind Galettes also eine wunderbare Option für Menschen mit Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie – doch in der Praxis gibt es Einiges zu beachten.

Glutenfrei bedeutet nicht immer sicher glutenfrei

Tatsächlich war die Galette-Thematik für mich ein Auf und Ab der Gefühle. Von anfänglicher Freude, etwas Glutenfreies gefunden zu haben, bis hin zu Unverständnis und Resignation war alles dabei. Sowohl auf vielen Internetseiten als auch in einem Großteil der Restaurants selbst wird damit geworben oder zumindest gesagt, dass Buchweizen-Galettes von Natur aus glutenfrei seien. Aber Achtung: Der Teufel steckt jedoch wie so oft im Detail.

Obwohl Buchweizen von Natur aus glutenfrei ist, heißt das noch lange nicht, dass auch das Mehl und die daraus hergestellten Produkte sicher glutenfrei und somit für Menschen mit Zöliakie geeignet sind. Genau an der Stelle liegt meist das Problem: In den wenigsten Fällen wird zertifiziert glutenfreies Mehl verwendet.

Dennoch scheint die Auffassung, dass Buchweizen-Galettes glutenfrei sind, hier weit verbreitet und fest in den Köpfen verankert zu sein. Wie ein ungeschriebenes Gesetz, das einfach nicht hinterfragt wird. Mir kommt es so vor, als wenn das Thema einfach nicht bis zum Schluss durchdacht wird und Personen, die aus gesundheitlichen Gründen auch auf kleine Spuren achten müssen, einfach vergessen werden. Ja, es fehlt leider regelmäßig das Bewusstsein, worauf es für Menschen mit Zöliakie wirklich ankommt und dass hier vielleicht andere „Regeln“ gelten als für Menschen, die nicht aufgrund einer Autoimmunerkrankung auf Gluten verzichten.

Bedeutet: Auch wenn sehr überzeugend versichert wird, dass die Buchweizen-Galettes glutenfrei seien, muss hierbei immer wieder die Frage gestellt werden, ob diese auch für Menschen mit Zöliakie geeignet sind. Fragt vorab nicht nur allgemein danach, ob die Galettes glutenfrei sind, sondern erkundigt euch direkt nach dem verwendeten Mehl. Fragt nach, ob es zertifiziert glutenfrei ist und beispielsweise das Logo der durchgestrichenen Ähre trägt. Auch wenn es anfangs oft hieß, dass die Galettes glutenfrei seien, wurde die Frage nach dem zertifizierten Mehl dann dennoch in 99% der Fälle verneint. Für mich ein Ausschlusskriterium.

Auch die Deutsche Zöliakiegesellschaft (DZG) hat zum Thema Buchweizen eine klare Auffassung.

Buchweizenmehl – warum zertifiziert glutenfrei?

Die DZG sieht bei Buchweizen ein erhöhtes Kontaminationsrisiko. „Bei Getreiden, Getreideprodukten sowie Pseudogetreiden, die nicht speziell für Menschen mit Zöliakie/Glutenunverträglichkeit hergestellt werden, können durch Feldeintrag, durch die Verarbeitung (Mahlen/Schroten/Flocken) in herkömmlichen Mühlen sowie bei Verpackung, Lagerung und Transport Kontaminationsrisiken bestehen. […] Bei der Verwendung von Buchweizen dürfen nur speziell glutenfreie Produkte eingesetzt werden, da herkömmlicher Buchweizen häufig mit Fremdbesatz kontaminiert ist.“

Wenn man in Supermärkten vor Ort oder auch in französischen Online-Shops ein wenig die Augen offenhält, findet man eher selten entsprechende Mehle mit dem Logo der durchgestrichenen Ähre. Vielmehr gibt es hier traditionell produzierte Produkte mit dem Zusatz „Kann Spuren von Gluten enthalten.“ Auch wenn der Spurensatz bei anderen Lebensmitteln zu vernachlässigen ist, spielt er beim Thema Mehl durchaus eine Rolle.

„Sind Mehl, Grieß, Flocken, Schrot aus Amaranth, Hirse/Teff, Quinoa, Mais, Reis, Soja etc. auf den Verpackungen nicht als glutenfrei gekennzeichnet/deklariert, können sie kontaminiert sein. Nicht alle Hersteller besitzen eigene Mühlen und Produktionsanlagen, in denen ausschließlich glutenfreie Rohstoffe verarbeitet werden.“ Sollten in einer Mühle nicht nur glutenfreie, sondern auch glutenhaltige Mehle produziert werden, besteht eine erhöhte Kontaminationsgefahr.

So wird es beispielsweise in einigen traditionellen bretonischen Mühlen gehandhabt. Nehmen wir die Moulin de Bertaud als Beispiel. Hier wird neben Buchweizen auch Weizen und Roggen vermahlen – für Menschen mit Zöliakie ein echtes Risiko. Zum Thema Mehl bei Zöliakie habe ich hier schon einmal einen ausführlichen Beitrag geschrieben.

Leuchtturm in Benodet
Granitsteine am Strand

Das war noch nichts alles…

Nicht nur das Mehl an sich, sondern auch die Zubereitung der Galettes kann ein Thema sein. In vielen Crêperien wird dieselbe Platte für die Zubereitung von Galettes und Weizen-Crêpes verwendet. Es wird zwar auf Nachfrage angeboten, dass diese zwischendurch abgewaschen werden – ein erhöhtes Risiko für eine Kreuzkontamination besteht aber dennoch. Also: Augen auf beim Galette-Kauf!

Meine Sicht der Dinge

Versteht mich bitte nicht falsch. Ich möchte in diesem Beitrag nur von meinen Erfahrungen berichten und euch bestmöglich aufklären. Ich möchte nichts schlechtreden oder euch etwas madig machen. Ich möchte euch vor allen Dingen Mut machen. Mut, die eigenen vier Wände zu verlassen, die Welt und in diesem Fall die Bretagne zu entdecken, Fragen zu stellen und ggf. auch einfach Nein zu sagen und für euch einzustehen. Ich möchte euch all das Wissen mitgeben, das ich vor der Reise selbst nicht hatte, damit ihr besser vorbereitet seid und im besten Falle nicht so sehr enttäuscht sein werdet, wie ich es so manches Mal war. Selbst wenn ihr für euch entscheidet, dass ihr die Galettes in eurem Urlaub essen möchtet, dann ist das so. Jeder trifft seine eigenen Entscheidungen und wägt Risiken für sich selbst ab. Ich selbst gehe da lieber auf Nummer sicher.

Warum? Sagen wir mal so: Im Alltag würde ich doch auch kein Reis- oder Maismehl für meine Rezepte verwenden, das nicht mit dem Logo der durchgestrichenen Ähre versehen ist oder zumindest den Aufdruck „glutenfrei“ enthält. Auch Maistortillas, die nicht als glutenfrei gekennzeichnet sind, kommen bei mir nicht auf den Tisch (oder die Couch😊). Warum soll ich dann beim Thema Buchweizen auf Reisen eine Ausnahme machen? Zöliakie macht eben keinen Urlaub und so bedeutet das für mich, dass ich auch unterwegs lieber verzichte, als ein mögliches Risiko einzugehen. Ich bin froh, dass ich in all den Jahren gelernt habe „Nein“ zu sagen und für meine Bedürfnisse einzustehen. Insbesondere dann, wenn es um eine sichere glutenfreie Ernährung und meine Gesundheit geht.

glutenfreie Galettes

Rettung: Supermarkt

Falls ihr nun die Sorge habt, dass ihr in der Bretagne in Sachen Galettes leer ausgeht, kann ich euch etwas beruhigen. Es gibt sie, die sicher glutenfreien Galettes. Wenn vielleicht nicht ganz stilecht in einer Crêperie oder einem Restaurant, dafür aber im Supermarkt eures Vertrauens. 😊

Ich konnte es kaum glauben, als ich im Carrefour neben all den „normalen“ Galette-Rohlingen auch eine speziell glutenfreie Variante gefunden habe. Dick und fett steht hierbei „No Gluten“ auf der Packung. Optimal, um nach all den kleinen Niederlagen doch noch in den Genuss von echten bretonischen Galettes zu kommen!

Habt ihr bisher bei verarbeiteten Produkten aus Buchweizen darauf geachtet, dass diese sicher glutenfrei sind? Wart ihr schon einmal in der Bretagne und habt ähnliche Erfahrungen gemacht? Gibt es noch etwas zu ergänzen oder habt ihr Fragen? Ich freue mich über euer Feedback und einen Austausch! Berichtet mir gerne in den Kommentaren davon!

Folgt ihr mir eigentlich schon auf Instagram und Facebook? Ich freue mich, wenn wir uns auch da vernetzen!

Eure Anna ♥


Quellen:

1 DZG aktuell 02/2022: Einkaufen bei Zöliakie, S. 27 ff.

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