Leben mit Zöliakie
Auch wenn ich seit Tag 1 versuche, positiv mit meiner Zöliakie-Diagnose umzugehen und mir Mühe gebe, das Beste aus meiner Situation zu machen, anderen Betroffenen Mut zu schenken und nicht den Kopf in den Sand zu stecken, gibt es auch 15 Jahre nach meiner Diagnose noch Dinge, die ich in meinem Leben mit Zöliakie vermisse. Ja, es gibt auch Tage, an denen mich meine Erkrankung so richtig nervt.
Während ich besonders am Anfang meines glutenfreien Lebens eher enttäuscht von der Auswahl der entsprechenden Ersatzprodukte war, hat sich seitdem viel auf dem glutenfreien Markt getan. Das Angebot ist immer größer geworden und auch meine eigenen Backskills haben sich mit der Zeit verbessert. Da, wo anfangs Backsteine aus dem Backofen gekommen sind, kommen heute fluffig-knusprige Brote und andere Leckereien auf den Tisch! Auch wenn ich mich wirklich super mit meinem glutenfreien Leben und Alltag arrangiert habe, gibt es nach wie vor Dinge, die ich seit meiner Diagnose vermisse. Und nein, es sind noch nicht einmal unzählige Lebensmittel, die ich aufzählen möchte, sondern eher Dinge, die das unbeschwerte Lebensgefühl auf eine andere Weise beschränken.
- Spontanität
Erst durch die Diagnose habe ich gelernt, wie viel Lebensqualität Spontanität mit sich bringt. „Einfach mal machen“ ohne darüber nachzudenken ist mit Zöliakie kaum möglich! Seien es Restaurantbesuche, spontane Verabredungen, Urlaube, Kurztrips oder der einfache Cafébesuch mit Freunden. Auch hierbei schwebt die Zöliakie immer wie ein Damoklesschwert über einem – ohne vorherige Planung, Recherche und ein wenig Vorbereitung geht hier wenig. Spätestens bei spontanen Aktivitäten wird einem schnell das Ausmaß bewusst, wie sehr die Zöliakie den Alltag bestimmt.
- Essen auf die Hand
Besonders in der Anfangszeit nach der Diagnose hat es mir der Duft von frisch gebackenen Brötchen besonders schwer gemacht. Auch wenn es für mich nie zur Diskussion stand, mal eine Ausnahme zu machen und einen Cheat Day einzulegen, habe ich damals besonders frisches Gebäck vermisst, das man sich zwischendurch mitnehmen und schnell verputzen kann. Egal, ob es die frischen Brötchen vom Bäcker, die noch warme Brezel am Bahnhof, der Döner am Abend oder die asiatischen Nudeln beim Schnellimbiss sind! Und teilweise ist das auch heute noch so, dass die Gerüche im Vorbeigehen noch ganz schön verlockend sind!
Hier hatte ich schon einmal ausführlich geschrieben, warum Cheat Days bei Zöliakie keine Option sind!
- Vertrauen können
Vor meiner Diagnose habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, wie wichtig das Gefühl des Vertrauen-Könnens sein kann. Warum auch? Wenn man grundsätzlich nicht auf seine Ernährung achten muss und nicht gesundheitlich von den Aussagen anderer Menschen abhängig ist, macht man sich darüber auch keine Gedanken. Tatsächlich ist das Thema Vertrauen insbesondere außerhalb der eigenen vier Wände oft eine der größten Hürden! Und Nein, einfach Zuhause bleiben ist auch keine Option!
- Verständnis und Akzeptanz
Auch wenn Zöliakie in den vergangenen Jahren bekannter geworden sein mag, fehlt es auch heute noch so oft am Verständnis für die Erkrankung. Vorurteile und die Annahme, dass man das glutenfreie Leben freiwillig für sich gewählt hat, sind immer noch stark vertreten. Dementsprechend fehlt es mir oft noch an einem Verständnis in der Gesellschaft, dass Zöliakie eben kein einfacher Ernährungstrend ist. Aber nicht nur das allgemeine Verständnis und die Akzeptanz Betroffenen gegenüber, sondern auch der Umgang beispielsweise in Restaurants und Cafés ist auch heute noch ausbaufähig. Auch wenn es bereits Betriebe gibt, die sich unheimlich viel Mühe geben, gibt es auf der anderen Seite aber auch immer mal wieder Beispiele, bei denen Themen wie Kontamination & Spuren schlichtweg unbekannt sind oder einfach nicht darauf geachtet wird.
- Dosenravioli
Wenn ich heute die glutenfreie Produktvielfalt angucke, die es auch in deutsche Supermärkte geschafft hat, macht mich das immer wieder richtig happy. Das sah nach meiner Zöliakie-Diagnose 2009 noch ganz anders aus. Die wenigsten Supermärkte hatten glutenfreie Produkte im Sortiment und die Lebensmittel, die man bekommen konnte, gab es meist nur im Reformhaus. Dazu war die Auswahl im Gegensatz zu heute seeehr übersichtlich und geschmacklich war auch noch viel Luft nach oben! Dementsprechend bin ich heute wirklich glücklich, was das Angebot an glutenfreien Produkten angeht und der Markt immer noch größer und vielfältiger wird.
Aber ja, natürlich gibt es auch heute noch Produkte, die ich in der glutenfreien Version vermisse. Bei mir stehen beispielsweise ganz einfache Dosenravioli oben auf meiner Liste! Auch wenn es heute bereits glutenfreie Tortellini, Ravioli & Co. gibt, sind die klassischen Ravioli aus der Dose doch noch einmal etwas ganz anderes. Ich bin mir sicher, dass jeder von uns mindestens ein Produkt hat, das er seit der Diagnose vermisst, oder? 🙂
Was vermisst ihr seit eurer Diagnose? Sind es bestimmte Lebensmittel oder doch eher ein Gefühl, dass man aus seinem Leben vor der Diagnose vermisst? Berichtet mir gerne in den Kommentaren davon!
Folgt ihr mir eigentlich schon auf Instagram und Facebook? Ich freue mich, wenn wir uns auch da vernetzen!
Eure Anna ♥