Mit glutenfreien Restauranttipps
Wenn es auch bei Städten die Liebe auf den ersten Blick gibt, hat Mostar es auf jeden Fall geschafft, mir in Nullkommanichts den Kopf zu verdrehen! Zumindest dann, wenn man die nervige Parkplatzsuche rund um den Altstadtkern ausblendet.
Mostar befindet sich im südlichen Teil von Bosnien und Herzegowina und ist mit ihren ca. 113.000 Einwohnern die sechsgrößte Stadt des Landes. Die malerische Altstadt mit ihrem Kopfsteinpflaster, dem bunten Bazar und ihrem einzigartigen Flair soll zu den schönsten Plätzen des Balkans zählen – zurecht, wie ich finde!
Obwohl Mostar nur knapp zwei Stunden von der kroatischen Küste entfernt liegt, kann man hier in eine völlig andere Kultur eintauchen. Während Dalmatien durch das Meer, Olivenbäume und Lavendel sehr mediterran geprägt ist, findet man sich in Mostar in einer ganz anderen Welt wieder. Orientalische Elemente und eine Mischung aus verschiedensten Kulturen treffen hier aufeinander. Nach einigen Regentagen in Kroatien erwartete uns hier purer Sonnenschein und bosnischer Mokka – eine unschlagbare Kombination! Und wo wir gerade bei Sonnenschein sind: Wusstet ihr, dass Mostar zu den sonnenreichsten Städten des Landes gehört?
Wir kommen pünktlich zum Mittagsgebet in der Altstadt an. Wenn ich daran denke, bekomme ich heute noch Gänsehaut. Aus verschiedenen Richtungen rufen die Muezzins zum Gebet. Wie in einem kleinen Kessel sammeln sich die melodischen Stimmen in der Altstadt. Gleichzeitig herrscht ein reges Treiben in den Gassen, der Geruch von Mokka und Gegrilltem zieht in die Nase. Ich atme tief ein und sauge alles in mir auf. Ich bin mir sicher, dass ich noch lange an den besonderen Moment zurückdenken werde.
Sehenswürdigkeiten
Stari most – „Alte Brücke“
Stari most, die alte Brücke über die Neretva ist nicht nur für ihre Schönheit, sondern auch für ihre tragische Zerstörung bekannt. Sie verbindet den östlichen mit dem westlichen Teil der Stadt und ist wahrscheinlich DAS Wahrzeichen von Mostar. Sie gilt seit Jahrhunderten als symbolische Verbindung der islamischen und christlichen Welt. Und ich würde flunkern, wenn ich nicht hauptsächlich wegen ihr nach Mostar wollte! Die prächtige, markante Einbogenbrücke ist ein Wunderwerk der osmanischen Baukunst und stammt ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert. Nachdem sie 1993 im Balkankrieg komplett in Schutt und Asche gelegt wurde, konnte sie nach Kriegsende originalgetreu wiederaufgebaut werden und ist seither UNESCO-Weltkulturerbe.
Wenn man durch die schnuckelige Altstadt schlendert, führt wahrscheinlich jeder Weg hierhin! Viele Wege führen nach Stari most, oder wie heißt es so schön? 🙂 Spaß beiseite: Verpassen kann man die sandfarbene Brücke kaum. Während die meisten den Blick auf Stari most genießen, lohnt sich jedoch auch ein Blick von ihr auf die Stadt und die türkisfarbene Neretva, die sich malerisch durch die Landschaft schlängelt.
Tipp: Den besten Blick auf die Brücke habt ihr von der gegenüberliegenden Brücke Lučki most oder vom Ufer der Neretva aus. Besonders am Nachmittag ist das Licht hier toll zum Fotografieren. Um den Ort bei Google Maps zu finden, könnt ihr Mostar Old Bridge Photopoint in die Suchmaske eingeben! Für den nächsten Besuch in Mostar habe ich mir auch schon den Blick vom Minarett der Koski Mehmed Pasha Moschee notiert – das haben wir bei diesem Besuch leider nicht mehr geschafft.
Brückenspringer
Fast genauso bekannt wie die Brücke selbst sind die Brückenspringer von Mostar – für viele Besucher das Highlight schlechthin. Sie gehörten zur Altstadt genauso wie die vielen Souvenirshops, Moscheen und die an den Steilhängen des Flussbettes Neretva angesiedelten Restaurants. Besonders dann, wenn viele Touristen durch die Gassen über die Brücke schlendern, positionieren sich die Brückenspringer am Scheitelpunkt der Brücke in schwindelerregender Höhe. Meist stehen die Ikari fast schon gelangweilt an der Brückenbrüstung und versuchen so die Aufmerksamkeit der Touristenmeute auf sich zu ziehen. Bevor es zum spektakulären Flug aus mehr als 20 Metern hinab in die eiskalte Neretva kommt, müssen die Sprungakrobaten aber erstmal kaufmännisches Talent beweisen. Nach dem Motto „du zahlst, ich springe“ warten sie oben auf der Brücke, bis genug zusammengekommen ist.
Während ich früher dachte, dass vor allen Dingen waghalsige Jugendliche das Abenteuer suchen, habe ich in Mostar gelernt, dass viel mehr dahintersteckt. Brückenspringer ist hier tatsächlich ein Beruf und hat jahrhundertlange Tradition. Natürlich ist jeder der Sprünge gefährlich und benötigt jahrelanges Training. Es gibt nur einen sehr geringen Bereich im Wasser, der tief genug ist, damit die Springer ohne Verletzungen wieder ans Ufer kommen – natürlich unter tosendem Applaus der Zuschauer!
Funfact: In diesem Jahr wurde schon zum achten Mal die Red Bull Cliff Diving World Series an der Stari most ausgetragen! Schon bei den Bildern wird mir ganz anders! 🙂
Bazar
Märkte und Bazare haben immer eine magische Anziehungskraft auf mich. Ich liebe es, mich durch die Gässchen treiben zu lassen, Klimbim anzuschauen und dazwischen hübsche Handwerkssachen zu entdecken! Von orientalischen Täschchen, Schals, Tüchern, dicken Stricksocken, Schmuck und Keramik bis hin zu Kühlschrankmagneten und Postkarten gibt es hier ein breites Angebot an Souvenirs. Im Vergleich zu Bazaren in anderen Ländern habe ich es hier als ausgesprochen angenehm empfunden, dass man nicht von allen Händlern direkt angesprochen wurde, sondern in Ruhe seine Blicke schweifen lassen konnte.
Den Bazar findet ihr rund um die alte Brücke und in den angrenzenden Seitengassen.
Museum
In der Altstadt warten mehrere Museen auf einen Besuch.
Um mehr über die Geschichte Mostars und Bosniens generell zu erfahren, sollte man einen Besuch des Museums of War and Genocide Victims 1992-1995 einplanen. Eins möchte ich vorwegnehmen: Der Museumsbesuch ist wahrlich keine leichte Kost und kann durchaus verstörend sein.
Auf drei Etagen des kleinen Altstadthauses wird die Geschichte des Krieges und Genozids anschaulich erzählt und unheimlich greifbar gemacht. In dem Kontext werden auch die Zerstörung der Stari most als auch die Schicksale der Bürgerinnen und Bürger auf erschreckende und doch realitätsnahe Weise dargestellt. Briefe, Bilder und viele Exponate sorgen für Gänsehaut und ein so beklemmendes Gefühl. Nicht selten stehe ich mit leerem Blick da, um das Gelesene und Gesehene zu verarbeiten, um zu verschnaufen und nachzudenken. Der Hals schnürt sich nicht nur einmal zu.
Im Nachhinein betrachtet hätte ich es hilfreich gefunden, wenn Museumsmitarbeiter als Ansprechpersonen dagewesen wären – besonders eine Einleitung zu Beginn hat mir gefehlt. Dennoch empfehle ich einen Besuch weiter.
Museum Of War And Genocide Victims: Maršala Tita 130 Mostar, Bosnien und Herzegowina (Facebook)
Essen & Trinken in Mostar
Mokka
Ihr seid Kaffeeliebhaber? Dann dürft ihr euch den bosnischen Mokka nicht entgehen lassen! Hübsch zubereitet in den typischen Kupferkännchen, wird die Kaffeepause hier richtig zelebriert. Sucht euch ein lauschiges Plätzchen mit Blick auf die Brücke oder den bunten Bazar und lasst die Seele für einige Augenblicke (oder Schlucke) baumeln!
Für den bosnischen Mokka wird der fein gemahlene Kaffee in die zuvor erhitzte džezva (Kupferkännchen) gegeben und mit kochendem Wasser übergossen. Es wird gewartet, bis der schäumende Kaffee bis zur Kante der Kanne aufsteigt und dann für kurze Zeit ziehen gelassen, bis sich das Kaffeepulver wieder am Kannenboden gesetzt hat. Getrunken wird er dann aus fildžan, kleinen Mokkatassen. Anders als bei türkischem Mokka werden in Bosnien Milch und Zucker separat dazu gereicht – so kann ihn jeder nach seinem Geschmack trinken.
Glutenfrei essen
Food House
Auch wenn Mostar nicht unbedingt für seine glutenfreie Küche bekannt ist, war ich überrascht, dass ich zumindest ein Lokal mit glutenfreien Gerichten auf der Speisekarte gefunden habe! Das Food House liegt in einer kleinen Seitenstraße, nur einen Katzensprung von der Stari most entfernt, direkt neben dem Hamam-Museum. Glutenfreie Gerichte sind hier auf der Karte deutlich durch die Abkürzung GF gekennzeichnet.
Neben einigen veganen und vegetarischen Gerichten, Salaten und einem Dessert gibt es hier auch glutenfreie Pasta. Zur Auswahl stehen Arrabiata und Bolognese. Auch wenn Pasta nun nicht gerade landestypisch sind, konnte ich mir eine Portion natürlich nicht entgehen lassen.
Bei der Bestellung habe ich noch einmal erklärt, dass ich aufgrund meiner Zöliakie auf Gluten verzichten muss und habe mich noch einmal versichert, ob die Nudeln auch in separatem Wasser gekocht werden – „Natürlich!“. Geschmacklich war die Bolognese leider kein Highlight, dafür war ich aber trotzdem oberglücklich, etwas Glutenfreies gefunden zu haben!
Food House Mostar: Rade Bitange 12, Mostar 88104, Bosnien und Herzegowina
Tufahije
Tufahije solltet ihr euch nicht entgehen lassen – ihr bekommt es in fast allen typischen Restaurants. Das Dessert besteht aus gekochten Äpfeln und wird mit einer Mischung aus Walnüssen und Honig gefüllt. Im Original kommt noch eine gute Ladung Schlagsahne on top, auf die ich in meinem Fall jedoch verzichtet habe! Auch wenn das Dessert von Natur aus glutenfrei ist, würde ich hier dennoch bei der Bestellung immer darauf hinweisen, dass es wirklich glutenfrei sein muss! Sicher ist sicher! 😊
Eis
Tatsächlich habe ich auf dem Weg zur Stari most mehrere Eisdielen gesehen, die mit glutenfreiem Eis geworben haben. Bei einem genaueren Blick habe ich jedoch lieber auf die Erfrischung verzichtet. Ein mögliches Kontaminationsrisiko durch Brösel der Eishörnchen war mir hier einfach zu groß. Solltet ihr keine Zöliakie haben, sondern aus anderen Gründen auf Gluten verzichten, wäre es vielleicht aber eine Option!
Sonstiges
Wie viel Zeit sollte man einplanen?
In meinen Augen reicht ein Tag fast nicht aus, um all das zu entdecken, was Mostar zu bieten hat. Man bekommt jedoch einen guten ersten Eindruck, um festzustellen, dass man auf jeden Fall noch einmal wiederkommen mag – so war es zumindest in unserem Fall. Im Nachhinein würde ich hier tatsächlich 1-2 Übernachtungen einplanen, um noch mehr im Stadtkern als auch in der Umgebung entdecken zu können. Neben den Kravice Wasserfällen, dem 33 Meter hohen Kreuz auf dem Berg Hum und der Weinregion an der Grenze zu Kroatien gibt es hier einiges, was auf einen Besuch wartet!
Währung
Am 22. Juni 1998 wurde die Konvertible Mark als Währung in Bosnien und Herzegowina eingeführt. Der Wechselkurs ist derselbe der ehemaligen Deutschen Mark. Während ihr in Restaurants und an Souvenirständen in fast allen Fällen auch mit Euro zahlen könnt, sieht das bei den Parkuhren schon wieder anders aus.
P.S.: Es kann sich lohnen nach Möglichkeit mit Kreditkarte in Landeswährung zu zahlen. So bekommt ihr den besten Wechselkurs eurer Bank.
Parken
Das Parken hat uns tatsächlich vor die größte Herausforderung gestellt! Während die kostenfreien Parkstreifen schon am Vormittag komplett voll waren und die Parkuhren durchweg nur mit der Landeswährung gefüttert werden konnten, haben wir uns nach mehreren Runden der Parkplatzsuche doch für einen privaten Stellplatz entscheiden. Hier empfiehlt es sich, vorab nach den Kosten zu fragen – für den kompletten Tag sollte man nicht mehr als 10 € zahlen. Solltet ihr ein schlechtes Gefühl oder die Befürchtung haben, übers Ohr gehauen zu werden, könnt ihr noch eine Runde drehen – die nächste private Parkmöglichkeit ist in Mostar nie weit entfernt! 🙂
Wir haben unseren Wagen hier abgestellt und waren sehr zufrieden:
Parking Old Town Muftar: Gojka Vukovića 30, Mostar 88000, Bosnien und Herzegowina (Google Maps)
Einreise mit dem Mietwagen
Obwohl Bosnien und Herzegowina zu Europa gehört, ist das Land kein Teil der EU. Das ist auch bei der Buchung eures Mietwagens zu berücksichtigen. Grenzübertritte mit dem Mietwagen müssen dementsprechend geplant und beim Vermieter angekündigt werden. Meist wird eine zusätzliche Gebühr für den Grenzübertritt mit dem Mietwagen fällig – der Betrag kann von Vermieter zu Vermieter variieren. Unser Anbieter hat bei der Fahrzeugübernahme in Kroatien ganz genau nachgefragt und alles erklärt. Auch der reine Transit durch Bosnien oder die Nutzung von Fähren ist vorab anzumelden.
Datenroaming
Ja! Auch Datenroaming spielt hier eine Rolle! Dementsprechend solltet ihr spätestens an der Grenze daran denken, eure mobilen Daten auszuschalten, wenn ihr nicht höhere Roaminggebühren in Kauf nehmen möchtet. Ich muss zugeben, dass ich erst einige Kilometer nach der Grenze daran gedacht habe und äußerst hektisch wurde! 🙂
Plant ihr eine Reise nach Bosnien-Herzegowina oder wart selbst schon einmal in Mostar? Habt ihr noch weitere Tipps oder Fragen? Berichtet mir gerne in den Kommentaren davon!
Folgt ihr mir eigentlich schon auf Instagram und Facebook? Ich freue mich, wenn wir uns auch da vernetzen!
Eure Anna ♥