Nach welchen Kriterien suche ich meine Ziele aus?
Tipps für die glutenfreie Reiseplanung
Genau diese Fragen werden mir ganz schön oft gestellt. Welche Reiseziele eignen sich besonders für den glutenfreien Urlaub? Und nach welchen Kriterien entscheide ich mich persönlich für mein nächstes Ziel? Pauschal finde ich diese beiden Fragen immer sehr schwierig zu beantworten – während Ziel X für Person A das absolute glutenfreie Paradies sein kann, muss das nicht unbedingt für Person B gelten.
Anstatt nur mögliche glutenfreie Reiseziele aufzulisten, möchte ich euch hier insbesondere Anhaltspunkte mit an die Hand geben, nach welchen Kriterien man sich für oder gegen ein Urlaubsziel entscheiden kann. Besonders dann, wenn man seine erste glutenfreie Reise unternehmen und zum ersten Mal seine eigenen sicheren vier Wände verlassen möchte.
Wie entscheide ich mich selbst für ein Reiseziel?
Ich selbst bin wahrscheinlich gar kein allgemeingültiger Maßstab, wenn es um die Wahl des nächsten Ziels geht. Anstatt Pro- und Contra-Listen zu schreiben oder mich an der glutenfreien Auswahl vor Ort leiten zu lassen, ist die Wahl des nächsten Reiseziels eine wahre Herzensentscheidung. Ja, manchmal fühlt es sich so an, als wenn da wirklich der bekannte Finger auf der Weltkarte entscheidet. Ich lasse mich auf Reiseblogs, in Zeitschriften oder wirklich einfach von der Weltkarte inspirieren. Manchmal bekomme ich dann dieses „Da muss ich als nächstes hin“-Gefühl.


Bis dahin habe ich mir um die Zöliakie noch gar keine Gedanken bei der Planung gemacht. Bei mir steht das Kennenlernen neuer Kulturen und Orte an erster Stelle, nicht die glutenfreie Auswahl. Erst wenn ich mich da für ein Ziel festgelegt habe, beginnen meine glutenfreien Recherchen. Selbstverständlich freue ich mich, wenn es vor Ort tolle glutenfreie Produkte gibt und ich auch noch neue Sachen kennenlerne, aber davon hängt nicht meine Entscheidung für oder gegen ein Ziel ab.
Aber keine Sorge – dennoch gebe ich euch einige Punkte mit auf den Weg, die euch helfen können. Besonders denjenigen, die möglicherweise vor ihrer ersten „glutenfreien“ Reise stehen und noch nicht so recht wissen, wo es sie hinzieht.
Welche Reiseziele eignen sich für den glutenfreien Urlaub?
Natürlich gibt es sie. Die Länder, die einem den glutenfreien Reiseeinstieg vereinfachen. Da ist der Sprung ins kalte Wasser einfach nicht so unangenehm und besser planbar. Man muss nicht Unmengen an Lebensmitteln mitnehmen, weil man vor Ort schon eine Auswahl an glutenfreien Produkten findet.
Für mich zählen dazu vor allen Dingen einige europäische Länder, die für glutenfreie Vielfalt bekannt sind: Italien, Österreich und skandinavische Länder wie Schweden und Dänemark. Aber auch in den USA (in meinem Fall New York) habe ich mich mit Zöliakie wunderbar aufgehoben gefühlt. In diesem Beitrag habe ich auch einmal andere Blogger gefragt, wo sie sich unterwegs im Hinblick auf glutenfreies Reisen sicher gefühlt haben. Vielleicht ist das schon einmal ein Anhaltspunkt für euch.
Generell finde ich es aber immer sehr schwierig zu sagen „In Land X oder Ort Y kennt man sich wunderbar aus und weiß was „glutenfrei“ bedeutet“. Natürlich gibt es Länder, in denen das Verständnis für Unverträglichkeiten und insbesondere einer glutenfreien Ernährung generell weiter verbreitet ist als anderswo. Jedoch kommt es da beispielsweise in Restaurants dann vor allen Dingen insbesondere immer auf den einzelnen Betrieb und die entsprechenden Mitarbeiter an, wie dieses Wissen dort angewendet und umgesetzt wird. Wenn ich in einem Restaurant in Stadt X ein super gutes Erlebnis hatte und man genau wusste, was Zöliakie bedeutet und worauf zu achten ist, heißt das ja nicht automatisch, dass das Restaurant nebenan sich genauso gut auskennt oder die Servicekraft am nächsten Tag das gleiche Wissen hat. Das ist auf Reisen genauso wie in der Heimat.
Weitere Anhaltspunkte
Aber hier soll es ja generell darum gehen, wie ich erkenne, ob sich ein Reiseziel grundsätzlich für einen glutenfreien Urlaub eignet und welche Kriterien es für die Auswahl gibt. Das alles sind Anhaltspunkte, die euch bei der Entscheidungsfindung helfen können – eine Garantie hat man dadurch zwar nicht, aber das Risiko zumindest verringert, dass man unterwegs enttäuscht wird oder möglicherweise nichts Glutenfreies findet.
Die Tipps gelten insbesondere für nicht alltägliche Reiseziele. Solche Orte, die nicht unbedingt typisch für einen glutenfreien Urlaub sind, man sie aber dennoch kennenlernen möchte und einfach mal etwas anderes erleben und sehen mag.
- Persönliche Erfahrungsberichte
Persönliche Erfahrungsberichte von anderen Zöliakie-Betroffenen sind für mich immer selbst Gold wert. Wenn schon andere Reisende mit dem gleichen Anliegen an einem entsprechenden Ort sicher glutenfrei essen konnten und sich in einem Land gut aufgehoben gefühlt haben, dann ist das schon einmal eine enorme Entscheidungshilfe. Hier werdet ihr auf Blogs (wie meinem hier😊) oder beispielsweise auch in entsprechenden Facebook-Gruppen oder auf Instagram fündig. Also: Persönliche Erfahrungsberichte sind Entscheidungshilfe Nr. 1. Das gilt für Hotelempfehlungen, Tipps für Restaurants und Supermärkte gleichermaßen.
- Wie sieht das Angebot an Lebensmitteln aus?
Natürlich kann das Angebot an glutenfreien Lebensmitteln eine Entscheidungshilfe für oder gegen ein Reiseziel sein. Da kommt es jedoch auch darauf an, was ihr selbst erwartet. Wie sind die Supermärkte ausgestattet und gibt es Gastronomien, die ein spezielles glutenfreies Angebot haben? Je nachdem wo man hinreist muss man jedoch damit rechnen, dass die glutenfreien Lebensmittel vor Ort sehr teuer sein können – die meisten Produkte werden je nach Land und Kontinent aus Europa, den USA oder Australien importiert.

- Wie sieht die Landesküche aus?
Ein weiteres Kriterium für die Entscheidung kann die Landesküche einer Destination sein. Wird traditionell viel mit Mehl, glutenhaltigen Soßen oder anderen glutenhaltigen Lebensmitteln gearbeitet? Oder wird viel mehr mit Mais oder Reis zubereitet? Wie sehen die traditionellen Rezepte aus und welche Zutaten werden dabei meist verwendet?
Natürlich ist das keine Sicherheit, dass vor Ort der ein oder andere nach seinen ganz eigenen Rezepten kocht, aber so bekommt man schon einmal einen groben Eindruck davon, was normalerweise für Zutaten verwendet werden und worauf man Acht geben muss.
- Zöliakiegesellschaften oder Gruppen & Vereine vor Ort
Nicht nur in Deutschland werden die Interessen von Zöliakie-Betroffenen von einer Zöliakiegesellschaft vertreten. Auch andere Länder haben hier entsprechende Gesellschaften, die sich um die Bekanntmachung der Erkrankung und auch beispielsweise die Schulung von Gastronomien kümmern. Auf deren Internetseiten kann man sich oft informieren oder auch Tipps für Restaurants oder Einkaufsmöglichkeiten bekommen.
Daneben gibt es auch öfter Vereine oder Gruppen von anderen Zöliakie-Betroffenen in anderen Ländern, die immer gerne Hilfe bei der Planung oder bei offenen Fragen anbieten. Ich finde diese meist über Facebook oder eine längere Google-Suche.
- Wie ist der Tourismus erschlossen? Gibt es viele internationale Urlauber oder Expats?
Je nachdem, wie viele internationale Touristen in einem Land oder Ort regelmäßig sind, werden oft auch die Angebote in den Supermärkten und nicht selten auch Restaurants angepasst. Angebot und Nachfrage, oder wie sagt man so schön? 😊
Das ist mir insbesondere bei meiner letzten Südostasien-Reise aufgefallen. Während man in Bangkok problemlos in einigen Supermärkten glutenfrei einkaufen und in einigen Restaurants glutenfrei essen gehen konnte, war das ein paar 100 km weiter nördlich direkt an der laotischen Grenze nicht mehr der Fall. Hier war ich froh, genügend eigene Vorräte dabei zu haben. Die Aussicht auf glutenfreie Lebensmittel ist somit in Großstädten, Metropolen oder touristisch geprägten Orten natürlich größer als in abgelegenen kleinen Orten – wie bei uns in Deutschland quasi! 😊
- Überseedepartements & Länder mit engem europäischem Bezug
Falls es doch etwas weiter weg gehen sollte, hatte ich bisher immer Glück in europäischen Überseedepartements oder Ländern mit einem engen Bezug zu Europa, wie beispielsweise Curacao oder St. Maarten / Saint Martin. Während heute viele der Niederländischen Antillen autonome Länder innerhalb des Niederländischen Königreichs sind, ist der enge Bezug zu Europa dennoch geblieben – auf jeden Fall, wenn es um die Supermärkte und deren Angebot geht. So konnte ich vor einigen Jahren auf Curacao bei Albert Heijn und auf St. Martin in Marigot bei Super U glutenfreie Lebensmittel bekommen. Für den glutenfreien Reiseeinstieg mit Karibik-Feeling auf jeden Fall super!
- Verständigung / Sprachkenntnisse
Wie sieht es mit den Sprachkenntnissen und der Verständigung vor Ort aus? Sprichst du die Landessprache oder kannst du dich mit deinen Sprachkenntnissen so weit verständigen, dass du deine Anliegen bezüglich des Essens erklären kannst? Im Notfall kann man auch immer noch viel mit Händen & Füßen erklären! 🙂
- Traue ich mir die Reise zu?
Die Frage finde ich mit eine der wichtigsten Kriterien. Wenn man sich schlussendlich für ein Reiseziel entschieden hat, muss man sich die Reise an sich erst noch selbst zutrauen. Da sollte man ganz ehrlich zu sich sein, alle Pros und Contras durchgehen und für sich beantworten. Was bringt mir ein super Reiseziel, wenn ich mir das Ganze selbst einfach nicht zutraue? Also Hand aufs Herz und immer ehrlich zu sich selbst sein!

All die Punkte können dich bei deiner Entscheidung unterstützen. Oder bist du auch eher der Typ, der sich mit dem Finger auf dem Globus für sein nächstes Reiseziel entscheidet? Berichtet mir gerne in den Kommentaren davon.
Eure Anna ♥