Von Kaka & Fika, Köttbullar und Burgern
Wenn ich an meine glutenfreien Erlebnisse in Göteborg denke, fange ich an zu schwärmen und möchte auf der Stelle zurück.
Es soll sie ja geben, diese glutenfreien Paradiese – Verkäufer und Servicekräfte in nahezu jedem Restaurant oder Café, die ohne zu stutzen sofort sagen können, was man alles mit seiner Zöliakie essen kann. Keine kritischen Blicke, was man nun wieder für Extrawünsche hat. Man kommt sich nicht vor wie ein Außerirdischer, der ein unlösbares Problem mit sich bringt und den man irgendwie abwimmeln muss. Man fühlt sich gut aufgehoben und hat endlich einmal das Gefühl, verstanden zu werden.
Dass McDonald in Schweden glutenfreie Burger anbietet, ist ja schon länger kein Geheimnis mehr. Trotzdem ist es immer wieder ein Highlight für mich, wenn ich das magische gelbe M sehe. Da kommen Kindheitserinnerungen hoch und die Augen fangen an zu leuchten. Ja, vielleicht werde ich auch ein klein bisschen nervös und hibbelig.
Ich zelebriere es ein wenig, meine glutenfreie Bestellung aufzugeben und nicht komisch beäugt zu werden. Und dann dieser Moment, wenn der gut in Papier eingewickelte Burger die Rutsche hinter der Theke herunterkommt und darauf wartet, gefuttert zu werden. Nie werde ich den Blick der Verkäuferin vergessen, die gar nicht verstehen konnte, dass ich wegen zwei glutenfreier Hamburger so aus dem Häuschen war. Für sie war es eine normale Bestellung – für mich jahrelang unvorstellbar. Und genauso wenig werde ich das Gefühl vergessen, das erste Mal nach Ewigkeiten in diese zwei leicht angerösteten Brötchenhälften mit dem drübergekrümelten Sesam zu beißen. Für alle, die nicht auf die Inhaltsstoffe ihrer Nahrung achten müssen wahrscheinlich eher die normalste Fast Food Mahlzeit der Welt – für mich ein Hochgenuss, den es nur alle paar Jahre mal gibt.
Aber wenn ich an Göteborg denke, denke ich vor allem an die Saluhallen, die Göteborger Markthalle. Mitten in der Stadt gelegen, ist sie super mit den Bahnen und zu Fuß zu erreichen. Von Gewürzen, Kaffee, Tee, Käse, Fleisch, Aufschnitt, Antipasti über warme Speisen und Backwaren gibt es hier alles, was das Herz eines jeden hungrigen Besuchers höherschlagen lässt. Ja, wirklich eines JEDEN! Aus der Ferne sichtbar erkennt man an vielen Ständen schon die deklarierten Allergene. Wenn nichts ausgezeichnet ist, kann man sich ohne Probleme nach den Inhaltsstoffen erkundigen – oder es sind liebevoll alle Zutaten auf kleine Kärtchen geschrieben, so dass man so herausfinden kann, ob es wirklich glutenfrei (oder laktosefrei) ist. Wer sich gerne durch die typische Landesküche probiert ist hier so gut aufgehoben! Gluten- und laktosefreie Köttbullar und süße Raw-Küchlein mit dem für Schweden typischen Zimt verzaubern jedes Allergikerherz.
Zum Erkunden einer fremden Stadt gehört für mich auch immer ein Besuch eines stinknormalen Supermarktes. Ich finde es schön, für die Lieben zu Hause typische Süßigkeiten wie Kekse oder Schokolade mitzubringen. Und wenn es dann noch ein riesiges glutenfreies Regal gibt, macht der Besuch noch viel mehr Spaß. Ok, dafür sollte man sich wahrscheinlich nicht den kleinsten Supermarkt aussuchen, den die Stadt zu bieten hat, aber ich kann euch z.B. den ICA Supermarkt schräg gegenüber der Fischkirche empfehlen. Von glutenfreiem Brot, Müsli, Cantuccini bis zu schwedischem Pfefferkuchen gibt es hier alles. Sonst bieten auch Coop und Hemköp glutenfreie Sachen an.
Und zu einem Trip nach Schweden gehört natürlich noch ein Besuch eines schnuckeligen Cafés mit Fika und Kaka – Kaffee und Kuchen. Leider habe ich zwar nie die glutenfreie schwedische Mandeltorte gefunden, aber auch ohne sie habe ich mich bereits bei meinem ersten Besuch in das Café Husaren im Viertel Haga verliebt. Alte, wundervoll renovierte Holzhäuschen und Kopfsteinpflaster prägen das Bild. Cafés, originelle Lädchen mit schwedischem Design oder selbstgemachter Seife machen das Viertel zu etwas Besonderem. Ein bisschen wie Holland – nur in Schweden.
Das Café ist für seine wirklich riesigen Zimtschnecken bekannt – leider nichts für Menschen mit Zöliakie. Aber die dürfen natürlich gerne Fotos machen und die urgemütliche Atmosphäre genießen. Natürlich kann die Bedienung auch genau sagen, was man von den anderen süßen Sachen essen darf – Kokosmakronen und verschiedene Schokoladenleckereien sind glutenfrei. Mit hat schon mein Milchkaffee mit laktosefreier Milch gereicht, über den man sich nach Belieben etwas Zimt streuen konnte – was auch sonst. Wenn es keine Zimtschnecken gibt, dann zumindest Zimtkaffee.
Wahrscheinlich wundert ihr euch, dass ich über glutenfreies Essen in Göteborg schreibe, aber kein Wort über frischen Fisch verliere? Wenn ich daran denke, muss ich schon schmunzeln. Meine traurige Statistik: Zwei Mal bin ich bisher in Göteborg gewesen. Zwei Mal habe ich mir fest vorgenommen, richtig schön Fisch zu essen – am besten in der Feskekörka, der oben erwähnten Fischkirche. Tja, zwei Mal bin ich ohne Fisch gegessen zu haben wieder nach Hause gefahren. Manchmal meint das Schicksal es einfach nicht gut mit einem. Bei meinem ersten Besuch war morgens zumindest der Fischmarkt noch geöffnet – die Auslagen sahen so gut aus, dass ich mir fest vorgenommen hatte nachmittags zum Essen wiederzukommen. Leider hatte ich nicht bedacht, dass sie samstags bereits um 15 Uhr schließt. Und in diesem Jahr war ich an Rosenmontag da – was soll ich sagen? Montags ist sie auch geschlossen!