Glutenfrei auf der Papirøen

Kopenhagen Street Food

Food Markets sprießen in den letzten Jahren gefühlt wie Pilze aus dem Boden – auf alten Zechengeländen, abgelegenen In-Vierteln. Wenn sie hier meist nur temporär zu bestimmten Terminen gastieren, hat sich der Food Market auf der Papierinsel in Kopenhagen zu einer dauerhaften Institution entwickelt. Papirøen – an der Aussprache scheitert es schon. Also bleiben wir doch einfach bei Paper Island oder eben Papierinsel.

Generell verschlagen einem die Preise auf diesen hippen Foodmärkten mit seinen bunten und ausgefallenen Fahrzeugen oft die Sprache. Anders ist das auf der Papierinsel nicht – wir sind in Kopenhagen! Da spielen die Preise oft verrückt. Aber wenn ich die Größe der Portionen vergleiche, bin ich wieder beruhigt – anders als auf so manchem Markt, den ich hier in Deutschland besucht habe, bekommt man da wirklich etwas für sein Geld und vor allen Dingen gegen seinen Hunger!

Die an sich hässliche, alte Fabrikhalle liegt hübsch am Wasser in Christianshavn. Durch die neue Fußgängerbrücke, die erst in diesem Sommer eröffnet wurde, ist es vom bekannten Nyhavn nur einen Katzensprung entfernt. Im Sommer kann man entspannt im Liegestuhl seinen Blick übers Wasser schweifen lassen, die vorbeifahrenden Boote beobachten und das Schauspielhaus auf der anderen Seite des Ufers angucken. Es gibt wirklich unhübschere Orte, um die Zeit vorbeifliegen zu lassen. Nebenan lockt das „Copenhagen Contemporary“ mit wechselnden Ausstellungen. Fest steht: Plan genügend Zeit ein, hier kann man schon einmal einen ganzen Tag verbringen. Aber keine Angst, auch im Winter läuft man keine Gefahr, dass man einfriert. Die Halle ist mit riesigen Heizstrahlern beheizt – und sonst muss man sich einfach warm essen.

Die Papierinsel ist ein ganz schön stylischer Ort. Recyclebares Holzgeschirr, coole Deko und ein leicht alternativer Stil. Die Foodtrucks sind liebevoll gestaltet, angeschraubte Blumentöpfe als Besteckhalter hier und bunt besprühte Wagen da, manche haben in der ersten Etage noch eine kleine Dachterrasse mit Sitzmöglichkeit. Immer mal wieder bieten Stühle und Bierbankgarnituren die Möglichkeit, kurz zu verschnaufen. Wenn man Glück hat und schnell ist, kann man im hinteren Bereich noch einen begehrten Platz am riesengroßen offenen Kamin ergattern. Bequeme Sessel laden zum Verweilen ein. Stundenlang könnte ich hier sitzen und die nach und nach immer mehr werdenden Menschenmassen an mir vorbeiziehen sehen.

Sag mir quando, sag mir wann!?

Beste, bzw. schlechteste Besuchszeit: Vermeide die Rushhour zur Mittags- und Abendzeit. Nachmittags ist es zwar immer noch proppevoll, so dass man sich zeitweise durch die Gänge schiebt, aber man hat noch die Möglichkeit durch zu kommen. Entweder bist du direkt zur Öffnungszeit, oder nachmittags da – eben dann, wenn keine „normale“ Essenszeit ist.

Öffnungszeiten: Mo-Mi 12.00 – 21.00, Do-Sa 12.00 – 22.00, So 12.00- 21.00

Die Kaffee- und Getränkestände machen meist schon früher auf, so dass man nicht verdursten wird oder im Winter auch einen Kaffee bekommt, um langsam wieder aufzutauen!

Für Nicht-Allergiker ist die Papierinsel das reinste Paradies. Von Südkoreanischem Kimchi über Smørrebrød bis zu New York Cheescake gibt es hier alles, was das Herz, bzw. der hungrige Magen begehrt.

Aber keine Angst, ich habe mich natürlich auf die Suche nach glutenfreiem Essen gemacht, das auch Menschen mit Zöliakie ohne Probleme vertragen. Von kleinen Startern bis zu deftigen Hauptgängen findet man hier alles. Ganz ehrlich: Wenn man nicht aufpasst und einfach alles probieren möchte, was man essen könnte, läuft man schnell Gefahr, dass man platzt, oder zumindest nachts im Bett sitzt, weil einem vor lauter Essen so schlecht ist.

Die Liste an Ständen, die sich mit Allergikernahrung auskennen, scheint unendlich zu sein. Überall hängen kleine Hinweisschilder, die darauf hinweisen, dass man sich vor seiner Bestellung über mögliche Allergene informieren kann. Und ja, die Dänen haben es einfach drauf, wenn es um allergikerfreundliche Nahrung geht. Für keinen war das Wort Zöliakie und Gluten ein Fremdwort.

Meine 4 Highlights:

  1. Copper & Wheat: Ich bin ein totaler Pommes Junkie – klar, dass da die zweifach in Entenfett frittierten Pommes von Alex ganz oben bei mir landen. Frisch werden die Kartoffeln geschnitten und wandern dann in das heiße Fett. Selbst gemachte Soßen runden mein persönliches Festmahl ab. Sagt einfach bei der Bestellung Bescheid, dass ihr Zöliakie habt und keine Spur von Gluten vertragt – so könnt ihr es vermeiden, dass es da eine mögliche Kontamination gibt, da im vorderen Bereich auch Brot geschnitten wird. Für uns Allergiker stehen noch leckere Luftgetrocknete Salamis zur Auswahl. In feine Scheibchen geschnitten füllt sich der Bauch nach und nach, so dass man eigentlich allein von dem Stand schon pappensatt ist. Wer Glück hat, findet noch einen Platz auf dem Dach des Foodtrucks und kann aus der ersten Etage das wuselige Treiben beobachten. Über eine steile Treppe geht es hoch. Bei jedem Schritt hoffe ich, dass mir meine Pommes nicht herunter purzeln.

  1. BrasA: Wer kein Fleisch mag, ist hier falsch. Brasa ist ein typisch brasilianisches BBQ. Die Spieße mit vorzüglichem Fleisch brutzeln über der Flamme. Für den großen Hunger gibt es gemischte Grillteller – aber ganz ehrlich: Der Hunger muss dafür wirklich riesig sein! Wenn man beim Aufschneiden des Fleisches zusieht, läuft einem schon das Wasser im Mund zusammen! Wäre da nicht das Problem, dass ich mir schon an den anderen Ständen den Bauch vollgeschlagen habe. Meersalz, frisch gestoßener Pfeffer und Chili stehen in Töpfen da und können nach Geschmack noch über das Fleisch gestreut werden. Mit Allergien und Gluten kennen sich die Jungs super aus – Kontamination ist hier kein Fremdwort!

  1. Oink Oink: Der Name verrät es eigentlich schon – hier dreht sich alles um Schwein. Aber kein normales: Hier kommt mindestens 14 Stunden lang gegartes Pulled Pork aus Bio-Freilandhaltung in die Burger-Box.

Nachdem vor allem Gäste aus den USA und aus Frankreich nach einer glutenfreien Variante des Pulled-Pork Burgers gefragt haben, haben sich die Jungs und Mädels sich etwas einfallen lassen. Fest stand, dass der Geschmack des Fleisches im Vordergrund steht. So ist nach vielen Versuchen (auch mit glutenfreiem Brot), einfach eine glutenfreie „Pulled Pork Box“ entstanden – frischer, hausgemachter Cole Slaw mit Fleisch und ganz schön scharfen Soßen. Nicht nur an den Gerichten schmeckt man, dass von einer Zutat ganz viel überall drin steckt: Passion und Liebe zu gutem Essen!

  1. Spoon Company, bzw. Toast: Heute findet ihr die ehemalige Spoon Company unter dem Namen „Toast“. Das Konzept wurde aber teilweise übernommen – es wird angeboten, was mit dem Löffel gegessen werden kann. Auch hier stellt man sich gerne auf Gäste mit Allergien ein. Die angebotenen Stews und Eintöpfe sind glutenfrei – das sonst beigelegte Brot wird dann einfach weggelassen.

Der Name Toast ist wirklich etwas verwirrend und lässt nicht gerade auf ein glutenfreies Angebot tippen, aber keine Angst – auch hier wird man nicht verhungern.

Hiermit möchte ich mich herzlich für die lieben Einladungen bedanken und die Möglichkeit, dass ich ohne Sorge glutenfrei essen konnte! Trotz der vielen Gäste, die in Schlangen auf das Essen gewartet haben, habt ihr euch für all meine Anliegen und Fragen Zeit genommen, wart interessiert an dem Leben und Reisen mit Zöliakie! Es war ein perfekter Nachmittag mit so netten und interessanten Gesprächen.

Darf es vielleicht etwas mehr sein?

Wen das alles noch nicht so überzeugt, der wird an den anderen Ständen auf jeden Fall glücklich. Dürfen es vielleicht Taccos bei Taco Churro aus 100 % Maismehl sein, oder etwas Gesundes mit glutenfreiem Brot bei der Protein Kitchen? Auch bei Root Food kann man auf Bestellung Frühlingsrollen mit Reispapier bekommen (dann werden die eigentlich enthaltenen Weizenkörner weggelassen). Schräg gegenüber locken die glutenfreien Wraps bei Brass. Die Wraps werden nur aus Ei und etwas Salz hergestellt und lecker gefüllt. Wenn ich in Gedanken die Gänge ablaufe, läuft mir noch das Wasser im Mund zusammen.

In einem meiner letzten Artikel kannst du noch einmal nachsehen, was Kopenhagen sonst noch so an glutenfreien Highlights zu bieten hat. Willkommen im glutenfreien Paradies!

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