Warum glutenfrei nicht immer gleich glutenfrei bedeutet

Wahrscheinlich kennt jeder Betroffene die Situation, in der man nachfragt, ob etwas WIRKLICH glutenfrei ist. Ich bin mir sicher, dass der ein oder andere unter euch seit seiner Diagnose nicht nur einmal die Fragen aller Fragen gestellt hat. Dieses unsichere Gefühl, das oft besteht, selbst wenn ein Lokal explizit mit glutenfreien Gerichten, glutenfreier Pasta, Pizza, Brot oder Kuchen wirbt. Während ich kurz nach meiner Diagnose auf genau solche Angaben vertraut habe, musste ich im Laufe der Zeit lernen, dass glutenfrei leider viel zu oft nicht gleich glutenfrei bedeutet.

Ist das wirklich glutenfrei?

Während es mit der EU-Richtlinie klare Regeln bei glutenfreien Lebensmitteln gibt und der glutenfreie Einkauf nach einiger Übung zur Routine wird, sieht die Realität in Cafés oder bei Restaurantbesuchen teilweise jedoch anders aus.

Während es für mich selbstverständlich ist, dass ich meine glutenfreien Brote niemals in einem „normalen“ Toaster aufbacken würde, keine glutenhaltigen und glutenfreien Nudeln im gleichen Wasser kochen oder im selben Nudelsieb abgießen oder ein und dasselbe Waffeleisen für glutenhaltige und glutenfreie Waffeln nutzen würde, kann man auswärts nie sicher sein, ob dieselben Maßstäbe auch dort gelten. Selbst dann, wenn mit glutenfreien Gerichten geworben wird, sind Begriffe wie Kontamination, Krümel oder Spuren teilweise leider Fremdworte.

Keine Garantie in Mischküchen

Selbstverständlich ist mir und wahrscheinlich auch jedem anderen Betroffenen bewusst, dass es in einer sogenannten Mischküche nie eine hundertprozentige glutenfrei-Garantie geben kann. Sobald auch glutenhaltige und glutenfreie Lebensmittel in ein und derselben Küche verarbeitet werden, kann es immer zu einer Kreuzkontamination kommen. Dessen muss man sich einfach bewusst sein. Dennoch möchte ich es mir trotz meiner Zöliakie nicht nehmen lassen auch auswärts Essen zu gehen. Ja, es ist seit der Diagnose umständlicher und teilweise echt anstrengend geworden. Mit der Zeit wird aber auch das Vorgehen im Restaurant zur Routine und so werden je nach Restaurant und gewünschtem Gericht die entsprechenden Fragen abgespult, die man sich im Laufe der Zeit zurechtgelegt hat.

Wird die Pasta in separatem Wasser gekocht? Wird ein anderes Nudelsieb verwendet? Gibt es eine Fritteuse, in der nur glutenfreie Gerichte frittiert werden? Wird der Kuchen in separaten, glutenfreien Backformen gebacken? Werden mit dem Handrührgerät auch glutenhaltige Teige gerührt? Ist die Polenta glutenfrei deklariert? Ist die Brühe glutenfrei? Ich könnte die Aufzählung noch unheimlich lange so weiterführen. Stellt ihr manche dieser Fragen selbst, wenn ihr auswärts essen geht?

Während es für manch einen verrückt klingen mag, sind es gerade diese Fragen, die für Menschen mit Zöliakie entscheidend sind. Es ist durchaus essentiell zu wissen, ob die glutenfreien Waffeln in einem separaten Waffeleisen zubereitet wurden oder ob es für den glutenfrei angepriesenen Kuchen separate Backformen gibt. Selbst kleinste Spuren Gluten können bei Betroffenen bereits große gesundheitliche Schäden anrichten. Wie ein sog. Glutenunfall aussehen kann, habe ich in diesem Beitrag schon einmal beschrieben.

#sicherglutenfrei

Größte Hürde: Unverständnis

Es ist super, dass es mittlerweile immer mehr Restaurants, Cafés & Co. gibt, in denen glutenfreie Alternativen angeboten werden. Leider sind diese jedoch oft eher für Konsumenten gedacht, die einfach auf Gluten verzichten möchten, es aber nicht aus gesundheitlichen Gründen müssen. Tatsächlich ist für Betroffene Unverständnis die größte Hürde!

Ich sehe mich heute noch in einem schnuckeligen Café stehen, das ausdrücklich sowohl auf der Homepage als auch auf Werbetafeln mit glutenfreien Kuchen geworben hat. „Ist der Kuchen auch wirklich glutenfrei“ höre ich mich noch vor der Kuchentheke fragen. Ein verwirrter Blick der Servicekraft hinter der Theke war die erste Reaktion. „Wird der glutenfreie Kuchen in separaten Backformen gebacken oder werden die gleichen Utensilien wie für den glutenhaltigen Kuchen verwendet?“ konkretisiere ich meine Anfrage. Im sehr knappen Austausch wird mir mitgeteilt, dass sowohl für die glutenfreien als auch für die glutenhaltigen Backwaren dasselbe Equipment und die gleiche Arbeitsfläche verwendet wird. Wenn ich so empfindlich sei, sollte ich doch bitte nicht mehr auswärts essen gehen, wird mir harsch mit einem abwertenden Augenrollen geraten.

Auch wenn ich sonst wirklich schlagfertig bin, war ich in dieser Situation tatsächlich sprachlos. Eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und Machtlosigkeit kamen in mir hoch. Ich weiß nicht, was mich in dem Moment am meisten aus der Fassung gebracht hat. Dass hier mit glutenfreien Produkten geworben wird, die bei genauerem Hinsehen gar nicht wirklich glutenfrei sind oder dass man als Mensch, der tatsächlich auf glutenfreie Lebensmittel angewiesen ist, nicht ernst genommen wird.

Ich werde solche Situationen wohl nie verstehen. Ich frage mich immer, warum in solchen Fällen aktiv mit glutenfreien Gerichten geworben wird. Ist es hipp? Zieht es Kunden an? Kann man so mehr Umsatz machen?

Zöliakie ist kein Trend

Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, wie enorm wichtig es ist, immer wieder nachzufragen, auf Nummer Sicher zu gehen und auf das eigene Bauchgefühl zu vertrauen. Egal, ob sich ein Café oder Restaurant vermeintlich gut mit glutenfreien Gerichten oder Backwaren auskennt. Auch wenn es wünschenswert wäre, dass glutenfrei tatsächlich überall auch glutenfrei bedeutet, sollte bei Zöliakie lieber zu viel als zu wenig nachgefragt werden – selbst dann, wenn es unangenehm ist. Nur so kann herausgefunden werden, ob etwas WIRKLICH glutenfrei ist oder nur aus glutenfreien Zutaten zubereitet wird. Und nach wie vor gilt: Anstatt ein Risiko einzugehen, sollte bei Unsicherheit lieber verzichtet und Nein gesagt werden!

Erkennt ihr euch in dem Beitrag wieder? Habt ihr auch spezielle Fragen, die ihr bei einem Restaurantbesuch immer stellt?

Folgt ihr mir eigentlich schon auf Instagram und Facebook? Ich freue mich, wenn wir uns auch da vernetzen!

Eure Anna ♥

P.S.: Auch wenn der Beitrag eher Bezug auf die Negativbeispiele nimmt, möchte ich an dieser Stelle betonen, dass es auch immer wieder positive glutenfreie Erlebnisse gibt. Begegnungen, die einem im Gedächtnis bleiben, wenn sich eine Person besonders bemüht. Selbst kleine Gesten können dabei ganz große Wirkung haben und Betroffenen den Tag versüßen! Alleine Ehrlichkeit, Offenheit und Verständnis können dabei ganz viel bewirken!

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