Was bewirken Bitterstoffe und wofür sind sie gut?

„Das ist ja ganz schön bitter!“ – ein Satz, den wahrscheinlich jeder von uns kennt und schon einmal gehört hat! Aber warum wird bitter eigentlich immer mit etwas Negativem verbunden? Haben bitter schmeckende Lebensmittel vielleicht auch positive Eigenschaften?

Um ehrlich zu sein, habe ich mich früher nie bewusst mit Bitterstoffen auseinandergesetzt – bitteren Geschmack fand ich ab und zu spannend, aber auch nicht soooo lecker, dass ich regelmäßig entsprechende Lebensmittel in meinen Speiseplan integriert hätte. Nach langer bitter-Pause bin ich dann im vorletzten Jahr durch die Kräuterwanderung in Hamburg wieder auf bittere Pflanzen und die positive Eigenschaft für den Körper gekommen.

Auch wenn das Thema Bitterstoffe nicht im engeren Sinne mit Zöliakie zusammenhängt, bin ich meinem Chicorée-Rezept am vergangenen Sonntag so in „Bitter-Stimmung„, dass ich mich ein bisschen mehr mit dem Thema auseinandersetzen möchte. Und das muss ich ja natürlich mit euch teilen! 🙂 So abwegig ist die Verbindung zwischen Zöliakie, Ernährung, Lebensmitteln und Gesundheit an sich doch gar nicht, oder? 😊

Was sind Bitterstoffe?

Unter Bitterstoffen fasst man eine ganze Reihe unterschiedlicher chemischer Verbindungen zusammen, die alle eins gemeinsam haben: Ihren bitteren Geschmack. Während es auch künstliche Bitterstoffe gibt, kommen natürliche Bitterstoffe in den verschiedensten Pflanzen vor. „In Artischocken steckt beispielsweise der Bitterstoff Cynarin, während in Rüböl Glucosinolate enthalten sind. Eisbergsalat wird durch Lactucin bitter.“ „Der im Chicorée enthaltene Bitterstoff Intybin sorgt für mehr Bewegung des Magens“ und „fördert außerdem die Magensaft-Sekretion, verbessert den Gallefluss und hilft somit Fett besser zu verdauen. Der in Artischocken enthaltene Bitterstoff Cynarin regt ebenfalls die Verdauung an und hat einen positiven Einfluss auf Leber und Galle.“1

In der Natur schützen sich Pflanzen durch ihre Bitterstoffe vor Fressfeinden – genauso wie wir Menschen finden auch Tiere den bitteren Geschmack zunächst einmal suspekt. Und auch wenn der bittere Geschmack instinktiv oftmals mit Gift in Verbindung gebracht wird, ist nicht alles, was bitter schmeckt automatisch giftig! Auch wenn uns diese negative Assoziation quasi als Selbstschutz in die Wiege gelegt wurde, müssen wir im Laufe der Zeit erst einmal lernen, dass man bittere Lebensmittel durchaus verzehren kann und diese positiven Eigenschaften auf den menschlichen Organismus haben können! Aber: Auch wenn Bitterstoffe positive Eigenschaften haben, bleiben giftige Pflanzen nach wie vor tabu – nur, weil sie auch Bitterstoffe enthalten, werden sie dadurch nicht automatisch gesundheitsfördernd! Nur, damit wir uns nicht falsch verstehen! 🙂

Was können Bitterstoffe?

Positiver Einfluss auf die Verdauung

Wie oben schon erklärt, gibt es verschiedenste Substanzen, die unter dem Sammelbegriff „Bitterstoffe“ zusammengefasst werden. Jede davon hat natürlich so gesehen eine unterschiedliche Wirkung. Auch wenn die Wirkung von Bitterstoffen noch nicht abschließend erforscht und belegt sein mag, kann grundsätzlich gesagt werden, „dass natürliche Bitterstoffe einen positiven Einfluss auf die verschiedenen Stationen der Verdauung haben“.2 Sie können:

  • den Appetit und die Darmtätigkeit anregen
  • den Speichelfluss fördern
  • die Produktion des Magensaftes verbessern
  • Produktion der Gallenflüssigkeit erhöhen und somit die Fettverdauung erleichtern
Chicorée Knolle

Sonstige Eigenschaften & Nutzen von Bitterstoffen

Neben den positiven Eigenschaften für die Verdauung werden Bitterstoffen aber auch noch weitere positive Eigenschaften nachgesagt. So sollen sie bei der „Bekämpfung krankmachender Keime, Stärkung der Abwehrkräfte oder Fiebersenkung“3 unterstützen. Durch die zuvor genannten „sekretfördernden Eigenschaften wirken Bitterstoffe wie ein Training auf die Schleimhaut des Verdauungstraktes. Durch den bitteren Geschmack ziehen sich die Schleimhäute zuerst zusammen und dehnen sich dann wieder aus – Krankheitserreger, Gifte und Schlacke werden rascher ausgeschieden.“4 Ganz schön praktisch, oder?

Und auch den Basenhaushalt des Körpers können Bitterstoffe unterstützen. Im normalen Alltag werden durch den übermäßigen Verzehr von Zucker und Fertigprodukten vermehrt Säuren freigesetzt – auf die Dauer reagiert auch der Organismus angesäuert (im wahrsten Sinne des Wortes! 🙂 ). So kann er anfälliger für Krankheiten und generell geschwächt werden – eine basische Ernährung kann dem entgegenwirken. „Bitterstoffe sorgen dafür, dass der Säureüberschuss im Gewebe des Körpers abgebaut und ausgeschieden werden kann. Dabei liefern Bitterstoffe nicht nur Basen, sondern fördern auch deren Produktion. Sie stimulieren nämlich die sogenannten basophilen Drüsen im Verdauungstrakt, die eine Schlüsselfunktion in der körpereigenen „Basenproduktionsstätte“ haben. In Hinblick auf die täglich eintreffenden Säuren stellen sie ein wichtiges Puffersystem dar.“5

Kleiner Funfact am Rande: Wusstet ihr, dass man sich den Heißhunger auf Süßes dadurch abgewöhnen kann, in dem man häufiger bittere Lebensmittel zu sich nimmt? Dadurch, dass Bitterstoffe die Funktion der Bauchspeicheldrüse zur Ausschüttung von Insulin anregen, wird die Verdauung gefördert und beschleunigt. Das bedeutet gleichzeitig, dass das Hungergefühl abnimmt und auch die Jieper auf Süßigkeiten gedämpft werden. Habt ihr da Erfahrung mit? Berichtet gerne in den Kommentaren davon!

Auch loser Tee spart Verpackungen ein
Bitterstoffe sind nicht nur in Gemüse wie z.B. Chicorée enthalten, sondern auch in grünem Tee.

Worin sind Bitterstoffe enthalten?

Da der bittere Geschmack über die Zeit hinweg immer mehr aus den Lebensmitteln herausgezüchtet wurde, solltet ihr auf möglichst ursprüngliche Sorten bei eurem Gemüseeinkauf achten. Besonders viele Bitterstoffe finden sich immer noch in Salaten wie Chicorée, Radicchio, Endivien, Rucola und Kohlsorten wie Brokkoli, Rosenkohl und Grünkohl. Aber auch Gemüse, Kräuter & Gewürze wie Mangold, Spinat, Löwenzahn, Brennnessel, Giersch, Kurkuma, Ingwer, Thymian und Estragon enthalten Bitterstoffe! Und auch Kaffee, grüner Tee und Grapefruits können euch mit natürlichen Bitterstoffen versorgen.

Wie sieht es aus? Mögt ihr bittere Lebensmittel und bindet sie regelmäßig in euren Speiseplan ein? Habt ihr vielleicht ein bitteres Lieblings-Gericht? Berichtet mir gerne in den Kommentaren davon!

Folgt ihr mir eigentlich schon auf Instagram und Facebook? Ich freue mich, wenn wir uns auch da vernetzen!

Eure Anna ♥


Quellen

1 AOK Gesundheitsmagazin: Chicorée und Co.: So gesund sind Bitterstoffe

2, 3 VerbraucherFenster Hessen: Bitterstoffe in Lebensmitteln: Gut für die Verdauung und die Abwehrkräfte

4, 5 Gesund.at: Iss Bitteres und du fühlst dich gut!


2 Comments

  1. Liebe Anna,
    danke für deinen schönen Artikel. Ich muss zugeben, dass ich mich mit dem bitteren Geschmack schwer tue. Und dass, obwohl ich weiß, wie hilfreich er ist. In der TCM sprechen die alten Chinesen davon, dass „bitter“ zum Herzen reist. Da das Herz die Tendenz hat zu überhitzen, dient ihm der bittere Geschmack mit seiner nach unten ziehenden Wirkung. Man könnte sagen, er holt das hüpfende Herz wieder auf den Boden zurück. Umso trauriger bin ich, dass ich tatsächlich um Chicoree und Co. einen Bogen mache. Aber Rosenkohl mag ich sehr gerne. Und Rucola. Ich schätze ich bin also noch zu retten ;).
    Viele liebe Grüße, Anja

    • Anna Reply

      Liebe Anja,

      vielene lieben Dank für deinen Kommentar und deine Beschreibung, wie der bittere Geschmack in der TCM gesehen wird! Wie immer super spannend!
      Hihi, früher fand ich den bitteren Geschmack auch bei Kaffee ganz schlimm – mittlerweile trinke ich den auch schwarz! Hätte ich mir damals nieeee vorstellen können – wahrscheinlich ist es wie so oft eine Sache der Gewohnheit! Vielleicht wird das bei dir ja noch. 🙂 Versuch es doch einmal mit einem Chicorée-Salat mit Orange?

      Viele liebe Grüße
      Anna

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