Alles, was du über die Marsh-Kriterien bei Zöliakie wissen solltest!
Q&A Zöliakie
Erinnert ihr euch noch an den Moment, nachdem ihr eure Zöliakie-Diagnose mitgeteilt bekommen und mit lauter Fragezeichen die Arztpraxis verlassen habt? Bei mir waren es wahrscheinlich sogar noch mehr ungeklärte Fragen, als ich vorher hatte. Einerseits gab es zwar nun eine Diagnose und Erklärung für all meine Beschwerden, die ich schon über einen längeren Zeitraum mit mir herumgeschleppt hatte, aber was das alles zu bedeuten hat, wusste ich noch lange nicht. Ist das nur eine Phase? Ist die Erkrankung heilbar? Was bedeutet das überhaupt? Was ist Zöliakie und wo ist Gluten überhaupt enthalten?
Zöliakie, Gluten, Marsh-Werte? Begriffe, die mein Arzt zwar genannt, aber leider nicht erklärt hat. Ihr fragt euch, was es mit diesen Marsh-Kriterien auf sich hat und was diese bedeuten? Ich erinnere mich noch daran, dass mein Hausarzt mir damals zwar etwas von Marsh 3 b-c erzählte – was das aber genau bedeutet, habe ich an dem Tag nicht erfahren.
Damit ihr nicht genauso im Dunklen tappt wie ich früher, ist es an der Zeit, sich etwas genauer mit dem Thema zu befassen. Keine Sorge, ich möchte nicht in die Tiefen der Medizin eintauchen, sondern euch auf verständliche Weise das Thema näherbringen.
Was sind die Marsh-Werte bzw. Marsh-Kriterien?
Die Marsh-Kriterien geben Aufschluss darüber, wie stark die Schleimhaut des Zwölffingerdarms verändert ist. Die Kriterien sind nach dem britischen Pathologen Michael N. Marsh benannt – er hat eine Klassifizierung der Schleimhautveränderungen vorgenommen. Diese erste Kategorisierung wurde später durch den österreichischen Pathologen Prof. Georg Oberhuber überarbeitet, was den heutigen Marsh-Kriterien entspricht. Mit Hilfe dieses Katalogs ist der Schweregrad der Schleimhautveränderung zu erkennen. Diese reichen von 0 (null) bis hin zu IV (vier). Von einer Zöliakie spricht man ab einer Veränderung der Schleimhaut von Typ 2.
Zum einen ist die veränderte Struktur der Darmzotten ein Kriterium. Darüber hinaus geben aber auch Kriterien wie die Zahl der in die Schleimhaut eingewanderten Lymphozyten (weiße Blutkörperchen), Zottenlänge im Verhältnis zu den Krypten (das ist eine Art „Grube“, die mit Schleimhaut ausgekleidet ist), Zellteilungsrate, Anzahl der Entzündungszellen in der Darmwandschicht direkt unterhalb des Epithels (oberste Zellschicht des Schleimhautgewebes) und Beurteilung des Bürstensaums in einer speziellen Färbung Hinwiese auf eine Zöliakie-Erkrankung.
Die Marsh-Kriterien
Marsh 0 – keine Veränderung der Zotten & alles normal
In diesem Stadium sind keine Veränderungen zu erkennen – es gibt keine Hinweise auf Zöliakie. Dieses Stadium wird im besten Fall auch bei Zöliakie unter einer strikt glutenfreien Diät wieder erreicht!
Marsh I – infiltratives Stadium: Zotten normal & nur leichte Veränderungen
Vermehrtes Einströmen von weißen Blutkörperchen in die Deckschicht der Schleimhaut. Die Zotten sind jedoch noch nicht verändert, so dass kein eindeutiger Hinweis auf eine Zöliakie vorliegt.
Marsh II – hyperplastische Stadium: Beginn des Schleimhautabbaus & die Darmzotten sind verlängert bzw. teilweise versteift
Dieses Stadium ist eher selten und wird als Übergangsstadium zwischen Marsh Typ I und Typ III betrachtet.
Marsh III (a-c) – destruktives Stadium: Die Zotten sind verschieden stark verkürzt
Marsh III a: Die Darmzotten sind etwas kürzer und breiter als normal.
Marsh III b: Die Darmzotten sind nur noch stummelförmig.
Marsh III c: Die Darmschleimhaut ist komplett abgeflacht.
Marsh V – Vernarbung der Schleimhaut
Das vierte Stadium wird meist nicht diagnostiziert – dennoch wird es in der Lehre als vernarbtes Gewebe der Schleimhaut beschrieben.
Stellen Veränderungen der Darmschleimhaut immer einen Hinweis auf Zöliakie dar?
Wenn erste Veränderungen der Schleimhaut festgestellt werden, ist das noch keine gesicherte Diagnose, sondern ein einzelnes Kriterium, das auf eine Zöliakie hinweisen kann! Alleine eine veränderte Struktur der Schleimhaut ist noch kein Beweis dafür, dass sicher eine Zöliakie vorliegt. Dennoch ist dies ein wichtiger Indikator dafür – erst in der Zusammenschau mit Symptomen, Antikörper-(Blut)-Test & allem Pipapo kann schlussendlich eine Diagnose gestellt werden.
Was bezwecken die Darmzotten?
Die Darmzotten sind kleine Erhebungen der Dünndarmschleimhaut und dienen vor allem der Resorption, also der Aufnahme von Nährstoffen. Sind die Darmzotten nun beschädigt und abgeflacht, können die Nährstoffe nicht oder nur sehr schlecht aufgenommen werden. Zum Thema Zöliakie & Nährstoffe gibt es ganz bald einen ausführlichen Beitrag! (So als kleiner Spoiler am Rande:-)!)
Können sich die Darmzotten erholen?
Ihr könnt aufatmen – die Darmzotten können sich im Laufe der Zeit unter strikt glutenfreier Ernährung erholen.
Darmzotten können sich erholen = Zöliakie ist heilbar?
Die klare Antwort auf die Frage bzw. Schlussfolgerung ist: Nein! Die Zöliakie ist nach wie vor nicht heilbar – es ist eben Sinn der glutenfreien Diät, dass sich die Darmzotten wieder erholen, damit so vom Körper wichtige Nährstoffe wieder aufgenommen werden können, was unter der glutenhaltigen Ernährung eben nicht möglich wäre. Falls ihr wieder glutenhaltig essen würdet, sobald sich die Darmzotten erholt haben, ginge das ganze Spiel von vorne los – wie ein kleiner Teufelskreis! Bedeutet: Erholung der Darmzotten = Ja. Heilbarkeit der Zöliakie = Nein!
Ging es euch nach der Diagnose ähnlich? Hattet ihr auch so viele Fragezeichen im Kopf und habt erst Schritt für Schritt etwas über die Krankheit und ihre Hintergründe erfahren? Habt ihr noch mehr Fragen oder auch Wünsche, worüber ich in Zukunft schreiben soll? Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen!
Folgt ihr mir eigentlich schon auf Instagram und Facebook? Ich freue mich, wenn wir uns auch da vernetzen!
Eure Anna ♥
Wichtiger Hinweis:
Dieser Beitrag enthält allgemeine Hinweise und ist zum Teil ein persönlicher Erfahrungsbericht. Er soll zur weiteren Aufklärung über Zöliakie dienen, kann jedoch keinen Arztbesuch ersetzen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden.
Meine Quellen & weitere Informationen zu dem Thema:
- Diagnostik und Therapie der Zöliakie (aerzteblatt.de)
- Dünndarmbiopsie und Histologie nach Marsh (Deutsche Zöliakie Gesellschaft – DZG)
- Wie wird die Diagnose gestellt? (Deutsche Zöliakie Gesellschaft – DZG)
- Zöliakie: Marsh-Kriterien, was ist das? Was sagen sie aus? (MeinAllergiePortal)
- Zöliakie (Wikipedia – das erste Mal in meinem Leben, dass ich Wikipedia als Quelle angebe! 🙂 )