Geht das auch mit Zöliakie?
Zu Besuch in Sandy’s Unverpacktladen in Recklinghausen
[Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung für den Unverpacktladen in meiner Nachbarstadt!]
Update: Leider hat Sandy’s Unverpacktladen in Recklinghausen im September 2021 geschlossen. Ich hoffe, dass euch der Beitrag trotzdem weiterhilft, das Konzept „Unverpackt-Laden“ zu verstehen und zu sehen, worauf beim glutenfreien Unverpackt-Einkauf geachtet werden sollte.
Wahrscheinlich schrillen bei vielen Betroffenen jetzt die Alarmglocken. Unverpackt einkaufen? Mit Zöliakie? Wie sieht es denn da mit der Kontamination aus? Und werden überhaupt glutenfreie Lebensmittel angeboten?
Wie ihr ja schon in den vergangenen Wochen mitverfolgen konntet, versuche ich in diesem Jahr meinen Alltag etwas unter die Lupe zu nehmen und gucke, wo ich noch nachhaltiger handeln kann. Sei es in der Küche oder auch beim Einkaufen. Natürlich kommt da auch die Frage, bzw. der Wunsch auf, beim Einkaufen auf möglichst viele unnötige Verpackungen zu verzichten. Während es bei Obst und Gemüse immer besser klappt und auch recht einfach umzusetzen ist, sind andere Vorräte eher schwierig ohne Verpackung zu kaufen. Besonders dann, wenn man durch die Zöliakie auch noch unheimlich auf eine mögliche Kontamination achten muss und nicht unbedacht überall zugreifen kann.
Vor ein paar Wochen hatte ich bereits ein paar Stories über unseren lokalen Unverpacktladen bei Instagram geteilt – das Interesse an dem Thema war so riesig, dass ich dann doch einmal alles aufschreiben und es genau wissen wollte. Es kamen viele Fragen, wie es denn generell in einem Unverpacktladen mit dem Thema Kontamination aussieht? Gibt es überhaupt glutenfreie Produkte? Wie werden die Sachen abgefüllt? Und und und. Also habe ich in den vergangenen Tagen Sandy in ihrem Unverpacktladen in der Recklinghäuser Innenstadt besucht und mir ganz in Ruhe alles angesehen und sie mit Fragen gelöchert – vielen lieben Dank für deine Geduld, Sandy! <3
Ich muss vorwegnehmen, dass nicht jeder Unverpacktladen gleich arbeitet und jedes Konzept natürlich unterschiedlich ist. Pauschal kann man daher nicht sagen „Man kann unproblematisch auch mit Zöliakie in einem Unverpacktladen einkaufen!“ – das gilt hier beispielsweise genauso wie für Restaurants. Dort würde ja auch niemand generell sagen – „Klar kannst du auswärts essen gehen!“.
Was vielleicht in dem von mir besuchten Unverpacktladen so gehandhabt wird, muss ja nicht in Laden XY genauso gemacht werden. Daher rate ich euch, immer genau nachzufragen, wie die Lebensmittel gehändelt werden und wo es auch zu einer möglichen Kontamination kommen kann. Ich möchte euch nur den Unverpacktladen in meiner Nachbarstadt vorstellen und beispielhaft zeigen, wie generell ein solches Konzept funktionieren und ein Einkauf dort ablaufen kann.
- Was bekommt man alles im Unverpacktladen? Gibt es glutenfreie Produkte?
Ich würde pauschal sagen – alles was das Herz begehrt! Hier kommt es natürlich auch immer auf den jeweiligen Laden an, aber im Großen und Ganzen werden hier Produkte für (fast) alle Alltagssituationen angeboten. Von Wasch- und Spülmitteln, Drogerieartikeln, Lebensmitteln und Alltagshelfern wie z.B. nachhaltigen Küchen- und Spülutensilien ist das Angebot wirklich breit gefächert. Es gibt Gewürze, Hülsen- und Trockenfrüchte, Nudeln, Reis, Pseudo-/Getreide, Süßigkeiten, Cookies und noch so viel mehr!
An glutenfreien Artikeln gibt es aktuell in Sandy’s Unverpacktladen viele Lebensmittel, die generell von Natur aus glutenfrei sind, Süßigkeiten, Gewürze, glutenfreie Cookies, Pasta und Haferflocken – also auch viele Dinge, die das glutenfreie Herz höherschlagen lassen!
- Was muss ich mitbringen?
Einen Einkaufzettel mit den benötigten Dingen und die entsprechende Anzahl an leeren, gespülten Gläsern (z.B. mit Schraubverschluss), Flaschen, wiederverwertbare Tütchen oder Vorratsdosen. Einen Korb oder eine Einkaufstasche zum Transport. Zusätzlich würde ich immer noch 2-3 Gläser als Ersatz mitbringen, falls man etwas entdeckt, das gar nicht auf dem Einkaufszettel stand! 🙂
- Wie funktioniert das mit dem Einkaufen von Lebensmitteln?
Viel einfacher, als man denken mag. Zunächst wiegt ihr eure mitgebrachten Behältnisse einzeln samt Deckel auf der bereitstehenden Waage aus. Ihr notiert das Gewicht entweder direkt mit einem Permanentmarker auf der Verpackung, oder nutzt einen der bereitgestellten Klebestreifen. Und dann könnt ihr schon nach Lust und Laune (oder nach Einkaufszettel:-)) eure benötigten Waren abfüllen. An der Kasse wird dann alles abgewogen und natürlich das zuvor notierte Gewicht der Verpackung abgezogen. Jetzt nur noch bezahlen, ein Pläuschchen halten und fertig! 😊
- Sind die Allergene ausgezeichnet?
Auf den Bins (so heißen die an der Wand hängenden, durchsichtigen Vorratsbehälter) und auf einigen anderen Vorratsdosen sind die Inhaltsstoffe und Allergene direkt sichtbar. Für alle anderen Produkte (wie z.B. Gewürze oder Süßigkeiten, die in kleineren Gläsern abgefüllt sind) gibt es einen dicken Ordner, in dem alles nachgeschlagen werden kann.
Auch auf den Drogerieartikeln sind natürlich alle Inhaltsstoffe ausgewiesen.
- Wie werden die Lebensmittel im Lager abgefüllt?
Ich habe mich länger mit Sandy über den Ablauf unterhalten. Ihr und ihrer Mama, mit der sie gemeinsam den Laden schmeißt, ist das Thema der Kontamination durchaus bekannt. Um eine mögliche Kontamination im Lager beim Abfüllen in die Vorratsbehälter und Bins zu vermeiden, wenden immer erst die glutenfreien Produkte abgefüllt (entweder direkt aus den großen Gebinden geschüttet oder mit frisch gespülten Schüppen) und erst ganz zum Schluss oder einige Stunden später die glutenhaltigen Lebensmittel abgefüllt, so dass mögliche aufgewirbelte Staubpartikel nicht in das falsche Behältnis kommen.
Grundsätzlich werden auch immer die gleichen Vorratsbehälter für die Produkte genutzt. Sollten die einmal gewechselt werden, werden sie penibel gereinigt. „Das wäre uns anders auch viel zu gefährlich, falls jemand gegen Nüsse allergisch ist“ sagt Sandy.
- Wo kann es zu einer möglichen Kontamination im Laden selbst kommen?
Wahrscheinlich ist das der wichtigste Punkt, wenn es um den glutenfreien und unverpackten Einkauf geht! Bildlich kann man sich das ein wenig wie das Bedienen an einem Buffet vergleichen, finde ich.
Ich finde, hier muss man zwischen den verschiedenen Arten an Vorratsbehältnissen unterscheiden.
Bins mit Hebel
Die Bins, die an der Wand hängen, sind fest verschlossen und mit einem Hebelgriff versehen. Mit Hilfe bereit gelegter Metalltrichter oder Schüsselchen, kann man hier sein gewünschtes Produkt direkt in seine mitgebrachten Gefäße rieseln lassen. Wenn jemand befürchtet, dass die bereitgestellten Utensilien möglicherweise kontaminiert sein könnten, kann man problemlos auch noch darum bitten, ob diese noch einmal schnell gespült werden können – „Ach, das wäre kein Problem“, sagt Sandy.
Einzelne Vorratsgläser
Und dann gibt es noch einzelne Gläser und Behältnisse mit Gewürzen, Süßigkeiten, Trockenfrüchten und und und. In „meinem“ Unverpacktladen gibt es sogar riesige Gläser mit glutenfreien Cookies! Hier hat jedes Glas seine eigene Zange oder es stehen frische Maßlöffel bereit, um Gewürze & Co. abzufüllen. Aus Erfahrung berichtet Sandy, dass die Kunden sich auch meist daran halten, immer nur die dafür vorgesehenen Schüppchen & Co. zu verwenden. Die Hand dafür ins Feuer legen kann aber natürlich niemand.
Besonders, wenn neue Kunden das System noch nicht so richtig kennen, kann es hier schon dazu kommen, dass jemand beispielsweise mit der Zange, die für ein anderes Glas bestimmt war, etwas entnimmt. Das passiert selten, aber kann rein theoretisch vorkommen. Dementsprechend kann es bei den einzelnen Vorratsbehältnissen schon eher zu einer Kontamination kommen, bzw. kann hier niemand eine Sicherheit geben, dass sich nicht einmal ein Löffelchen verirrt.
Demnach muss hier jeder selbst entscheiden, wie hoch er das Risiko einer Kontamination einschätzt. Da kann ich nicht pauschal die Entscheidung abnehmen und sagen „Ach, das ist doch unproblematisch!“.
Falls euch das mit den Lebensmitteln zu heikel sein sollte, ist aber dennoch die Non-Food-Abteilung eine Idee für euch! Falls ihr generell weniger Verpackungsmüll in eurem Haushalt produzieren möchtet, könnt ihr euch hier auch mit Spül-, Waschmitteln und Körperpflegeprodukten eindecken. Und auch sonst haben die kleinen Unverpacktläden ein tolles Angebot an Artikeln, die den nachhaltigeren Alltag erleichtern – die eignen sich natürlich auch super als Geschenke! 🙂
- Weitere Tipps für deinen (glutenfreien) Einkauf im Unverpacktladen
- Komm zu einer Zeit, wenn der Laden nicht sehr voll ist. Aktuell sind die Besucherzahlen ja eh meist reguliert, jedoch kann ich euch aus Erfahrung sagen, dass es einfach angenehmer ist, wenn man den Laden quasi für sich allein hat. So kann man alles genau unter die Lupe nehmen, seine Fragen stellen und das Konzept kennenlernen. Ich bin mir sicher, dass sich dann auch in „eurem“ Unverpacktladen das Personal alle Zeit der Welt nehmen wird – so ist es zumindest in „meinem“ Unverpacktladen. Sandy und ihre Mama stehen hier immer unterstützend, verständnisvoll und beratend zur Seite. Vielleicht findet ihr gemeinsam einen Weg, wie ihr auch mit einem guten Gefühl und vor allen Dingen sicher glutenfrei unverpackt einkaufen könnt.
- Traut euch zu fragen! Niemand wird euch böse sein, wenn ihr eure Fragen stellt!
- Schaut euch zunächst einmal um, um euch auch mit dem Konzept vertraut zu machen und für euch abzuschätzen, ob ihr euch einen Einkauf vorstellen könntet.
- Fühlt euch nicht gedrängt, zu kaufen. Greift nur dann zu, wenn ihr euch absolut sicher fühlt. Wie ich es sonst auch immer betone – eure, bzw. unsere Gesundheit und Sicherheit das A und O!
- Es ist völlig okay, wenn ihr euch gegen einen Einkauf entscheidet – euer Bauchgefühl wird euch dabei bestimmt helfen!
Habt ihr einen Unverpackladen in der Nähe und habt dort bereits eingekauft, bzw. damit geliebäugelt? Berichtet mir gerne in den Kommentaren davon – ich würde mich bei dem Thema unheimlich über einen Austausch freuen!
Eure Anna ♥