Glutenfrei auf… St. Maarten!
(Glutenfrei) Unterwegs in der Karibik
Saint Martin oder doch St. Maarten? Eine Insel, zwei Länder, der einzige Platz auf der Welt, an dem sich die Niederlande und Frankreich eine Landesgrenze teilen und auf dem die ankommenden Flugzeuge so nah über den Strand fliegen, dass man meint, man könne sie am Bauch kitzeln.
In Philippsburgs Frontstreet reiht sich ein Juwelier an den nächsten und wechselt sich hier und da mit einem Souvenirladen ab. Bei den Verkäufern kommt Resignation auf, wenn man ihr Super-Sonderangebot von 70 % off auf den Preis der ausgestellten Schmuckstücke ausschlägt. Ein schmiedeeisernes Tor ist der Eingang in eine kleine süße Seitengasse „Old Street“. Kleine Galerien, in Pastelltönen angestrichene Häuschen, kitschig pink blühende Bougainvillen, eine belgische Chocolaterie, süße Geschäftchen und am Ende das kleine „Au Petit Cafe“ warten hier und zeigen, dass Philippsburg auch noch andere Dinge als Juweliere und angetrunkene amerikanische Kreuzfahrtgäste zu bieten hat. Die Hitze lässt mich nur noch müde an den Schaufenstern vorbeischlurfen – aber bei „gluten free“ werde ich wieder wach. Das kleine französische Café hat auch glutenfreie Crêpes im Angebot – für $11,50 nicht gerade ein Schnäppchen!
Au Petit Cafe: 120, Old St, Philipsburg, St. Maarten
Ein süßes Boutiquehotel in Orient Bay ist unser zu Hause auf (viel zu kurze) Zeit. Kochplatte, Kühlschrank, Kaffeemaschine – die drei wichtigen K’s sind vorhanden! Zwar gibt es besonders im französischen Teil der Insel überall kleine französische Cafés mit Croissants, Baguettes und allen möglichen Backwaren, die einen aus den Auslagen heraus anlächeln. Glutenfreie sind da aber nicht bei. Wenn man erwähnt, dass man das alles leider nicht essen kann, hat man Verständnis. „Gluten“ scheint hier also kein Fremdwort zu sein.
Auch die größeren Supermärkte (z.B. Super-U in Marigot) haben ein riesiges glutenfreies Regal. Wenn einem manchmal in Deutschland schon die Preise die Sprache verschlagen, bekommt man hier Schnappatmung! Ich bin froh, dass ich mein eigenes Brot dabei habe und teste nur eine Packung glutenfreie Brownies, die ich noch nicht kenne. Sagen wir mal so – jetzt weiß ich wieder, warum ich sie lieber selbst backe! Aber für das Sicherheitsgefühl ist es schön zu wissen, dass man im Notfall noch Brot, Nudeln oder andere glutenfreie Dinge bekommen könnte.
Auch auf das glutenfreie Feierabendbier am Strand muss man nicht verzichten!
Es ist so wundervoll, morgens auf dem Balkon mit Blick aufs Meer und den raschelnden Palmen im Hintergrund zu frühstücken und in den Tag zu starten. Aber allein von Frühstück wird man über den Tag hinweg ja auch nicht glücklich. Wer Fisch mag, hat hier natürlich den Hauptgewinn gezogen.
Von Orient Bay geht es entlang der Küstenstraße auf die niederländische Seite nach Oyster Pond. So lange freue ich mich auf den Abend im Big Fish! Wunderschön idyllisch am Hafen gelegen, spiegeln sich die weißen Yachten im Wasser und glitzern um die Wette! Besonders zum Sonnenuntergang ist es so schön hier!
Per Mail hat mir Mike vorher schon einmal stolz die neu geschriebene gutenfreie Speisekarte zugesandt. Wie der Name es schon ahnen lässt: Auf den Teller kommt alles aus dem Meer. Aber keine Angst, auch Fleisch und tolle Desserts werden angeboten!
Herzlich wird man empfangen und den ganzen Abend so warmherzig umsorgt. Es kommt mir vor, als wenn man sich schon Ewigkeiten kennt. Während man sich am Anfang noch einen Platz aussuchen kann, füllen sich die Tische nach einer kurzen Zeit aber recht rasch. Besonders in der Hochsaison ist man auf der sicheren Seite, wenn man vorher einen Tisch bestellt.
Allein schon das Ambiente verzaubert mich. Alles in weiß und silber gehalten mit riesigen Kronleuchtern, die von der Decke baumeln. Durch eine Glasscheibe kann ein Blick in die brutzelnden Kochtöpfe geworfen werden. Schüchtern lächelt die junge Köchin und kichert, wenn ich Fotos mache – ihre Kollegen sind da offener. Besonders der Küchenchef ist interessiert, warum ich mich glutenfrei ernähre. Wir kommen ins Quatschen, während mein Essen zubereitet wird.
Zurück am wunderschön gedeckten Tisch brennen mittlerweile die Kerzen. Ein auffälliges immer wiederkehrendes Geräusch wird immer lauter und mehr. Man könnte meinen, dass die Ventilatoren kaputt sind. In Wirklichkeit sind es Baumfrösche, die sich von einer Ecke quer über die Terrasse zur anderen Ecke unterhalten. Je mehr Gäste kommen, desto lauter müssen sich natürlich auch die Frösche verständigen.
Ich muss zugeben, dass ich traurig bin, als der Teller leer ist. Auch wenn mein Bauch eigentlich schon voll ist, hat mich von Anfang an der glutenfreie frisch gebackene Nutellabrownie auf der Speisekarte angelächelt. Mit einer Eiskugel als Sahnehäubchen kann ich danach auch problemlos nach Hause rollen, anstatt zu fahren!
Vielen herzlichen Dank an Mike und Teresa für die Einladung zu diesem grandiosen Hauptgang!
Big Fish: Emerald Merit Rd, Oyster Pond, St. Maarten, www.bigfishsxm.com
Doch eher Lust auf eine glutenfreie Pizza?
[Update 11/2021: Leider hat die Pizza Galley dauerhaft geschlossen.]
Dann besucht Lorna und J.P. in ihrer Pizza Galley. Ich muss zugeben, dass mich Simpson Bay eher an einen kitschigen Ort irgendwo im wilden Western, als an ein Städtchen auf einer wundervollen Karibikinsel erinnert. Restaurant reiht sich an Restaurant, riesige Hotelbauten, Nachtclubs, Leuchtreklamen, Passantenstopper – all das, was irgendwie nicht ins Bild passt. Nach meinem Besuch in der Pizza Galley stört mich das ganze Drumherum gar nicht mehr – ich bin so glücklich mit meinem vollen Bauch und nach einem wundervollen Abend nach Hause zu fahren.
An einer Wand hängt eine ganze Armada an Auszeichnungen „Beste Pizza“, Trip Advisor Awards, Zeitungsausschnitte. Durch die Holzplanken des Fußbodens glitzert hier und da das Wasser durch. Die Sonne ist längst verschwunden und es ist gemütlich in der Pizza Galley geworden. Jeder scheint jeden zu kennen. Durch die offenstehenden Fenster guckt man auf das Wasser.
Es fühlt sich so vertraut an. Ich setze mich wieder an den Tisch und habe das Gefühl, als wenn ich mich zu Hause an den Esstisch setze. Die Chefs sind im Urlaub, die Managerin kümmert sich um uns. Karen ist interessiert an meiner Krankheit, an meinem Blog, an meinem Leben. Es ist, als wenn man bei Freunden eingeladen ist. Kann ich einen Blick in die Küche werfen? Na klar! Die glutenfreie Pizza wird in einer eigenen Ecke mit extra Besteck zubereitet. Lange wurde ausprobiert, bis der „perfekte“ Teig gefunden wurde – ich muss zugeben, dass ich noch nie so guten glutenfreien Fertigteig gegessen habe.
Ich habe noch nie so leckere glutenfreie Pizza gegessen!
J.P. und Lorna, ich bedanke mich für eure Einladung zu diesem wundervollen Abend, an dem man sich gefühlt hat, als wenn man zu Freunden nach Hause kommt!
The Pizza Galley: Welfare Rd, Simpson Bay, St. Maarten
Eine Familie kommt herein – das Mädchen trägt einen Weinkarton unter dem Arm. Ein komischer Karton – er bewegt sich! Drei kleine Welpen gucken heraus und versuchen auszuloten, warum auf einmal eine Traube Menschen um sie herumsteht und nur noch „ohhhh“, „awwwww“, „sooooo sweeeeet“ herausbekommt. Marianna und ihre Eltern haben sich der kleinen Welpen angenommen, die irgendwo in den Hügeln der Insel im Nirgendwo ausgesetzt wurden. Natürlich können sie noch nicht alleine zu Hause bleiben, während die Familie essen geht – also kommen die Kleinen mit. Der Süßeste liegt Marianna auf dem Bauch – ich möchte gar nicht anfangen sie zu streicheln, sonst habe ich noch einen kleinen Welpen, den ich mitnehmen möchte. Ich kenne mich doch!
Wir kommen ins Plaudern. Wie es der Zufall will: Marianna ernährt sich auch glutenfrei. Zwar hat sie keine Zöliakie, aber sie verträgt es einfach nicht. Und dazu lebt sie seit einiger Zeit noch vegan. Momentan baut sie sich ihr kleines eigenes Business auf der Insel auf: „Vegan to go“. Wenn ihr einmal auf St. Maarten seid, dann meldet euch doch gerne bei ihr – es kann bestimmt ohne Probleme auch etwas Glutenfreies bestellt werden.
Hier geht es zur Facebookseite von „Vegan to go„.
Schon mal was von LOLO’s gehört?
Wenn man mit offenen Augen über die Insel düst und nicht gerade Angst hat, dass sein kleines Autochen rückwärts wieder den steilen Berg zurückrollt, fallen einem überall am Straßenrand riesige Grills mit runden Deckeln auf. Besonders, wenn man hungrig über die Insel fährt, scheinen sie noch öfter überall rauchend zu stehen.
Wir sind in Grand Case. Ich habe noch nie in meinem Leben noch kitschigere Farbtöne des Meeres gesehen. Die Hauptstraße ist ein bisschen ausgestorben. Autos sind genug da, aber die meisten Lädchen und Restaurants haben noch geschlossen. Zur Mittagszeit und dazu noch in der Nebensaison ist es hier etwas verschlafen. Restaurants geben sich die Klinke in die Hand. Aber glutenfrei ist auch hier kein Fremdwort: Auf mancher ausgestellten Speisekarte wird damit geworben.
Die Speisekarte des La Villa in Grand Case.
Eher mal wieder träge von der Sonne und Wärme werden wir forsch von einer Kellnerin abgefangen. Ich bin auch einfach viel zu platt, um mich zu wehren. Zack, sitzen wir auch schon an einer Holzgarnitur. Puh, das tut gut! Endlich sitzen. Im Vorbeigehen habe ich schon die Grills beäugt und beschlossen, dass mein Mittagessen nur aus einer Cola bestehen wird. Bei Grillrosten bin ich immer sehr, sehr vorsichtig. Als ich bei der Kellnerin erwähne, dass ich gerne etwas essen würde, aber aufgrund meiner Allergie nicht darf, wird nachgefragt, was denn das Problem ist. Ich lächle eher betreten und erkläre, dass mein Essen nicht mariniert, weder an den Grillrost, noch von dem Grillbesteck berührt werden dürfte. Ich komme auf die Idee zu fragen, ob sie Alufolie haben. Klar! So bekomme ich doch noch meinen lang ersehnten Mahi Mahi. Bei der Zubereitung stehe ich dabei und kann sagen, welches Gemüse noch in die Alufolie darf, bevor das kleine Paket auf den Grill wandert.
Auf der Karte stehen verschiedene Fische, Meeresfrüchte und Fleischsorten (Rippchen sind hier wohl der Renner – Vorsicht mit der Marinade!), die nach Bestellung auf den Grill geschmissen werden, der den ganzen Tag brennt. In großen Töpfen stehen allerlei Beilagen, die dann dazu bestellt werden können. Maiskolben, Gemüse, Reis und und und. Wer recht günstig für die wirklich hohen Preise auf der Insel essen mag und ein typisches Lolo kennen lernen möchte, ist hier super aufgehoben!
Talk of the Town: Boulevard de Grand Case, Grand Case, St. Martin
Weiter die Küste entlang liegt Nettle Bay. Auch hier soll es im Natural Café leckere Smoothies und glutenfreie Sachen geben. Leider hatte es geschlossen, als ich vorbeigefahren bin.
Von Sternerestaurants bis zu kleinen typischen Grilllokalen findet man alles auf der Insel, was das Herz, bzw. der Magen begehrt. Oft hilft es, wenn man nur mit offenen Augen durch die Sträßchen geht – so kann man das ein oder andere glutenfreie Restaurant finden, das man wahrscheinlich gar nicht erwartet hat.
Hast du Tipps für glutenfreies Essen auf der Insel für mich? Erzähle mir gerne in den Kommentaren davon!