Welcome to the Winterwonderland!
Ein Tag am See mit Besuch der Naturkäserei TegernseerLand
Auch wenn ich von mir selbst immer steif und fest behaupte, dass ich ein absolutes Meerkind bin, hüpft mein Herz beim Anblick schneebedeckter Gipfel und glitzernder Seen vor meinen Füßen doch ganz schön. Anders, als bei meinem letzten Besuch am Tegernsee, versteckt sich die Sonne heute hinter einer dicken grauen Wolkendecke. Hier und da blitzen einzelne Sonnenstrahlen hindurch und lassen den See ein bisschen so aussehen, als wenn jemand ein wenig Glitzer verstreut hat. Während ich immer noch hoffe, dass auch heute am See die Sonne sich wieder durchkämpft, halten sich die Wolken aber tapfer. Schneewolken und Nebel machen es manchmal schwer, ans andere Seeufer zu gucken. Trotzdem hat der See auch heute etwas Magisches. Verschiedene Grautöne von Weiß bis Dunkelgrau schichten sich hier am Horizont.
In ca. 40 Minuten ist man von München aus hier draußen. Voller Vorfreude fahre ich von der Autobahn ab und genieße die Strecke über Land durch die magische Schneelandschaft. Auch bei grauem Wetter hat die Region etwas Besonderes, die einen immer wieder in seinen Bann zieht! Ein bisschen wie in einer anderen Welt, wenn man am Wochenende einfach einmal abschalten und seinen Kopf frei bekommen möchte. Willkommen im Winterwonderland!
Mein erster Halt ist am nördlichen Seeufer. Bei dem Schmuddelwetter hat wohl keiner richtige Lust, das Haus zu verlassen, so dass es menschenseelenleer am Seeufer ist. Ich liebe die Stelle am Seebad in Kaltenbrunn – während hier im Sommer die Besucher munter ins Wasser hüpfen, ziehen heute nur ein paar Enten ihre Bahnen. Bequem kann man auf dem Besucherparkplatz neben der Straße parken und einen kleinen Wanderweg durch Wiesen entlang bis zum See spazieren und die Ruhe genießen.
Besuch der Naturkäserei TegernseerLand
Am Seeufer entlang geht es in südliche Richtung von Gmund am Tegernsee über Tegernsee entlang nach Kreuth. Einen Katzensprung von dem kleinen Dorfkern, liegt die Naturkäserei TegernseerLand auf der rechten Seite. Mit der Bergkulisse im Hintergrund schmiegt sich das Holzgebäude in die Landschaft, als wenn es hier immer schon gestanden hätte.
Was anfangs noch eine Idee am Stammtisch war, wurde innerhalb weniger Jahre Wirklichkeit. Nach der großen Inflation der Milchpreise 2006 entstand aus der Not heraus die Idee, die Milch zukünftig für sich selbst zu nutzen. So gründeten 21 Bauern aus der Region Tegernsee 2007 ihre eigene Genossenschaft, um in Zukunft ihre Heumilch in der eigenen Käserei zu produzieren und zu vertreiben. 2009 ging es mit dem Bau der heutigen Käserei los.
Anders als bei konventionellen Betrieben, wird hier täglich die frische Heumilch von ca. 400 Kühen im Umkreis von höchstens 20 km bei den einzelnen Bauern abgeholt und zur Käserei gebracht, um direkt verarbeitet zu werden. Hinter dem riesigen Scheunentor versteckt sich der riesige Tank, in den jeden Tag die frische Milch von den umliegenden angeschlossenen Höfen gebracht wird und die Produktion der verschiedenen Käsesorten beginnt.
Nachdem die ersten Produktionsschritte vollbracht sind, reifen die Laibe schließlich mehrere Monate auf Bergfichtenbrettern in den Kellern. Regelmäßig werden sie hier immer wieder gedreht und mit dicken Pinseln mit einer Salzlake geschmiert und wieder auf die Holzbretter gehievt, um weiter zu reifen. Ein ganz schöner Aufwand! Jeder Käse bekommt hier regelmäßig quasi seine kleine Spa-Behandlung und die Ruhe, die er braucht, bis er dann schließlich im hofeigenen Laden regional und überregional in Hotels, Restaurants oder Geschäften angeboten wird.
An vier Tagen in der Woche kann man jeweils an einer öffentlichen Führung teilnehmen. So stehe ich hier heute am Samstag inmitten eines ganz gemischten Grüppchens, um einen genaueren Einblick in die Produktion des Käses zu bekommen. Wusstet ihr, dass der Begriff Heumilchkäse daher kommt, da keine gärenden Futtermittel an die Kühe verfüttert werden, also nur frisches Gras oder Heu auf dem Speiseplan stehen? Oder, dass Käse, der mindestens zwei bis drei Monate lagert, automatisch laktosefrei ist?
Durch riesige Glasscheiben und ein Panoramafenster in der gemütlichen Gaststub´n kann man die meisten der Produktionsräume beobachten. Im Keller des Hauses kann man einen Blick in das Herzstück der Käserei werfen – den Reifekeller! Hier liegen auch Käse-Dummys aus Holz, damit man selbst einmal testen kann, wie schwer solch ein Laib eigentlich ist! Da weiß man, welch eine Arbeit und Mühe hier in jedem Produkt steckt! Aber was soll ich sagen? Das schmeckt man auch!
Nach der Führung sitze ich noch entspannt mit dem Grüppchen in der Gaststub´n und probiere einige der Käsesorten. Es ist wirklich urgemütlich. Auf einer Seite sieht man die schneebedeckten Berge und die Schneeflocken, die an den Fenstern vorbeischweben und auf der anderen Seite hat man einen direkten Blick in die Produktionshalle. Je nach Jahreszeit werden in der Käserei zwischen 14-16 verschiedene Sorten angeboten. Mir hat es der Laurenzius Käse mit Bochshornkleesamen besonders angetan!
Bis auf den Camembert sind alle der Käse von Natur aus laktosefrei. Mit Zöliakie müsst ihr bei der Auswahl ein bisschen Acht geben – beim Quirinus wird der Käse zusätzlich während der Reifung mit einem dunklen Doppelbock-Bier eingeschmiert – also besser die Finger weglassen! Wenn ihr euch unsicher seid, könnt ihr jederzeit einen Blick auf die Verpackungen werfen, oder die lieben Bedienungen fragen – sie helfen euch gerne weiter!
Solltet ihr keine Zeit haben, an einer Führung teilzunehmen, lohnt sich ein Besuch allein schon, um den hübschen Hofladen zu besuchen, oder entspannt etwas zu trinken und dann weiter die Region um den Tegernsee zu erkunden. Wie wäre es mit einer herzhaften Brotzeit? Hier könnt ihr ohne Probleme das Brot abbestellen. Bei so tollem Käse werdet ihr das Brot bestimmt nicht vermissen!
Naturkäserei TegernseerLand e.G.
Reißenbichlweg 1, 83708 Kreuth am Tegernsee
Öffentliche Führungen: Montag 14 Uhr, Donnerstag und Freitag 10 Uhr, Samstag 12 Uhr – Preis: 9,50 €
Dieser Artikel ist in Kooperation mit der Naturkäserei TegernseerLand e.G. entstanden, die mich nach Kreuth eingeladen hat, um die Käserei kennenzulernen und an der Führung teilzunehmen. Vielen herzlichen Dank dafür!