Und was ist eigentlich eine Weizenallergie?
Q&A Zöliakie
Oftmals werden Erkrankungen, die irgendwie in Verbindung mit Gluten oder Weizen gebracht werden in einen Topf geschmissen und mit dem Siegel „Gluten-Allergie“ gelabelt. Während viele mit der Bezeichnung „Zöliakie“ immer noch nicht viel anfangen können, klingelt es schon eher, wenn Begriffe wie Gluten oder Weizen im Raum stehen. Auch wenn die Erkrankungen wie Glutensensitivität, Weizenallergie und Zöliakie unter dem Oberbegriff „Glutenunverträglichkeiten“ zusammengefasst werden können, unterscheiden sie sich untereinander jedoch grundlegend.
In meiner Q&A Zöliakie-Reihe möchte ich mich heute mit genau diesem Thema beschäftigen. Warum sind Glutensensitivität und Zöliakie nicht ein und dasselbe und wo liegen die Unterschiede genau?
Zöliakie
Wenn ihr schon länger meinen Blog lest, sollte euch der Begriff Zöliakie ja bereits geläufig sein. Bei Zöliakie handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung des Magen-Darmtrakts. Bei Aufnahme von Gluten werden Antikörper gebildet, die sich gegen das eigene Gewebe richten, eine entzündliche Reaktion auslösen und zur Zerstörung der Darmzotten führen. Wie bei einer Autoimmunkrankheit üblich, greift sich der Körper salopp gesagt also selbst an. Daraus resultierend bilden sich die Darmzotten zurück – Nährstoffe können durch die verringerte Oberfläche nicht mehr so gut aufgenommen werden und eine Mangelernährung der betroffenen Person droht.
Nicht selten weisen gastroenterologische Beschwerden wie Blähungen, Durchfälle oder Verstopfungen auf eine Zöliakie hin. Auch ein Eisenmangel, Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder ein Gewichtsverlust können mögliche Symptome sein – die Liste ist jedoch damit noch lange nicht abgeschlossen. Oftmals gibt es auch Symptome, die im ersten Moment gar nicht klar auf eine Zöliakie hinweisen, wodurch eine Diagnose unheimlich erschwert wird. Und zu guter Letzt gibt es noch die Option einer stillen Zöliakie, die komplett symptomlos verläuft und in vielen Fällen eher durch Zufall oder auch gar nicht entdeckt wird (was natürlich nicht bedeutet, dass die Darmzotten nicht angegriffen werden).
Detaillierte Informationen zur Zöliakie-Erkrankung findet ihr hier.
Weizenallergie
Auch bei einer Weizenallergie handelt es sich im weiteren Sinne um eine Glutenunverträglichkeit. Hierbei wird bei der Aufnahme von Weizen bzw. Gluten jedoch keine autoimmune Reaktion hervorgerufen, sondern eine allergische Reaktion auf Bestandteile des Weizens in Gang gesetzt. Laut European Centre for Allergy Research Foundation (Stiftung ECARF ) ist „Weizen […] das Nahrungsmittel, das bei Menschen über 18 Jahren am häufigsten eine schwere allergische Sofortreaktion (Anaphylaxie) auslöst.
Einerseits kann dabei Gluten der Auslöser sein, jedoch können auch Albumin und Globulin ursächlich für die allergische Reaktion sein. Dabei handelt es sich um zwei weitere allergene Proteine, die in Weizen enthalten sind. Je nach Allergen und Immunreaktion des Körpers unterscheidet man verschiedene Formen der Weizenallergie.
Von der klassischen Form der Weizenallergie (primäre Weizenallergie) sind meist Kinder betroffen. Dabei wir die allergische Reaktion nach heutigem Kenntnisstand laut ECARF durch den Allergenkontakt mit der Darmschleimhaut ausgelöst.
Weiter kann aber auch das Einatmen von Mehl-Staub eine allergische Reaktion bewirken. Das sog. „Bäcker-Asthma“ tritt meist bei Menschen auf, die im Backhandwerk tätig sind. Betroffene dieser berufsbedingten Atemwegserkrankung leiden unter allergischem Schnupfen und/oder asthmatischen Beschwerden. Dennoch vertragen sie Weizen meist aber als Nahrungsmittel und können weizen- bzw. glutenhaltige Lebensmittel verzehren.
Darüber hinaus gibt es noch eine Sonderform der Weizenallergie. Die anstrengungsinduzierte Weizenallergie (WDEIA) führt bei Betroffenen nach Verzehr von Weizenprodukten in Verbindung mit körperlicher Anstrengung schwere allergische Symptome. Diese können sich einerseits durch Hautreaktionen äußern, jedoch auch zu einem Allergieschock führen. „Körperliche Anstrengungen“ meinen hier nicht nur sportliche Aktivitäten, sondern auch Trigger wie z.B. der Konsum von Alkohol, die Einnahme von Medikamenten oder die monatliche Regelblutung bei Frauen.
Glutensensitivität
Es gibt Menschen, bei denen medizinisch eine Zöliakie oder Weizenallergie ausgeschlossen werden können, die jedoch dennoch beim Verzehr von glutenhaltigen Lebensmitteln mit Symptomen zu kämpfen haben. In diesen Fällen spricht man von einer „Nicht-Zöliakie-Nicht-Allergie-Weizensensitivität“ oder oftmals auch einfach von einer Glutensensitivität. „Es ist unklar, ob dabei auf Gluten oder auf andere Bestandteile des Weizens reagiert wird.“ heißt es bei ECARF. Bei der Diagnose einer solchen Glutensensitivität handelt es sich also um ein Ausschlussverfahren, wenn Betroffene „trotz sicherem Ausschluss einer Zöliakie und einer Weizenallergie von einer glutenfreien Diät profitieren.“ (MeinAllergiePortal) Eine Glutensensitivität ist somit eben keine Weizenallergie oder leichte Form einer Zöliakie!
Gesicherte Diagnose erforderlich
Ob nun persönliche Beschwerden durch eine Autoimmunerkrankung oder Allergie ausgelöst werden, ist alleine durch eine Diagnose feststellbar. Und damit ist keine Selbstdiagnose nach dem Motto „Ich vertrage kein Gluten mehr!“ gemeint. Nicht nur bei Laien führen die einzelnen Begriffe oftmals zu Verwirrungen, sondern auch Betroffene ohne eine gesicherte Diagnose geben ihren Beschwerden oftmals einen Titel, ohne genau zu wissen, woran sie wirklich leiden. Da heißt es dann schnell „Ich bin gegen Weizen allergisch“, obwohl nicht geklärt wurde, ob vielleicht sogar eine Zöliakie vorliegt oder der Körper im Sinne einer Glutensensitivität „nur“ auf Getreideproteine reagiert.
Um die passende Ernährungsform für seine körpereigenen Bedürfnisse zu finden, muss zunächst herausgefunden werden, warum und worauf der Körper im Endeffekt reagiert. Erst dann macht es Sinn, seine Ernährung anzupassen, auf Gluten und/oder Weizen zu verzichten oder weiter nach Ursachen für die Symptome zu suchen.
Hach, bei dem Thema könnte ich stundenlang weiterschreiben! Aber vielleicht ist das Thema „Warum eine Diagnose so wichtig ist!“ einmal einen eigenen Blogbeitrag wert! 🙂 Wie sieht es aus? Waren euch die Unterschiede zwischen den einzelnen Erkrankungen bekannt oder habt ihr euch auch immer gefragt, ob das alles nicht dasselbe ist?
Ich freue mich unheimlich über euer Feedback und einen Austausch zu dem Thema! Seid ihr vielleicht sogar von einer Weizenallergie betroffen? Berichtet mir gerne in den Kommentaren davon.
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Eure Anna ♥
Wichtiger Hinweis:
Dieser Beitrag enthält allgemeine Hinweise und ist zum Teil ein persönlicher Erfahrungsbericht. Er soll zur weiteren Aufklärung über Zöliakie dienen, kann jedoch keinen Arztbesuch ersetzen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden.