Klein Karoo, Südafrika

Zwischen Straußenfarmen und Halbwüste

 

Willkommen in einer anderen Welt. Willkommen in Klein Karoo. Nach Tagen auf der Garden Route, auf der man immer das Meer greifbar nah hat und trotz der herrschenden Wasserknappheit fast alles grün ist (wenn nicht gerade ein Feuer alles verkohlt hat), kommt mir Klein Karoo wie eine Landschaft auf einem anderen Planeten vor. Teilweise frage ich mich, ob ich auf dem Mond gelandet bin. Dicke Kakteen lieben die Bedingungen und säumen hier und da den Straßenrand. Sukkulenten und bunte Blümchen schaffen es trotz der Bedingungen in den knatschigsten Farben zu blühen und verwandeln den staubtrockenen Boden teilweise in ein Blütenmeer. Hier und da wachsen Puffs aus Blüten, die wie kleine Kopfkissen schon von Weitem strahlen. Die grüne Landschaft der Garden Route wird durch karge Sand- und Erdböden ersetzt. Hier und da stehen hinter eingefallenen Stacheldrahtzäunen alte, quietschende Metallwindmühlen, deren Rotoren schon seit Ewigkeiten stillzustehen scheinen. Alles wirkt ausgedörrt.

Aber so ganz stimmt das auch nicht. Auch Klein Karoo ist in der Vegetation völlig unterschiedlich – aus der kargen Mondlandschaft wird teilweise Steppenlandschaft und Gebirge wechseln sich auf einmal wieder mit einer grünen Oase ab, wo verschiedenstes Obst und Gemüse angebaut werden. Von Osten kommend durchquert man erst die karge Landschaft und findet sich dann inmitten grüner Apfel- und Pflaumenplantagen wieder. Klein Karoo sind Straußfarmen und Windmühlen, die manchmal völlig irgendwo im Nirgendwo auftauchen.

Klein Karoo bedeutet unendlich lange Highways – die so populäre Route 62 (nicht zu verwechseln mit der Route 66!) zieht sich scheinbar nie enden wollend durch die Landschaft. So fliegt man hier über die Straßen und kann sich an der Weite kaum sattsehen. Während man ewig kein Auto gesehen hat, taucht urplötzlich eins im Rückspiegel wie eine Rakete auf und verschwindet genauso schnell wieder.

An sich hat Klein Karoo neben einzelnen Örtchen und unzähligen Straußenfarmen rund um Oudtshoorn gar nicht übermäßig viel zu bieten, aber trotzdem schafft es diese Landschaft, mich völlig zu verzaubern. Vielleicht ist es die Ruhe, die mich einfach ansteckt? Tagelang könnte ich hier bleiben und bin so traurig, dass ich jeweils nach einer Nacht den Heimweg nach Kapstadt antreten „muss“.

Ich frage mich selbst, was mich hier so begeistert? Ist es gerade die karge Landschaft, die auf den zweiten Blick aber viel mehr zu bieten hat, als man vermuten mag? Sind es die kleinen Örtchen, die wie aus dem Nichts auftauchen und wie großstädtische Oasen neben der öden Landschaft wirken? Ich kann es nicht sagen – wahrscheinlich ist es einfach das Gesamtpaket.

What to do in Klein Karoo?

Oudtshoorn

Der Name erinnert mich immer ein bisschen an „Outback“. Ja, außerhalb der Stadt trifft das auch zu! So wenig, wie ich von dem kleinen verschlafenen Örtchen erwartet habe, umso überraschter bin ich bei meinem ersten Besuch. Während anderswo afrikanische Schnitzereien die Verkaufsstände füllen, sind es hier vor allen Dingen Staubwedel aus flauschigen Straußenfedern in den verschiedensten Größen und Farben und riesige Straußeneier allgegenwärtig.

Oudtshoorn und das Umland sind eine reine Straußenhochburg. Ich muss zugeben, dass ich mich nicht unbedingt mit dem Gedanken anfreunden konnte, eine der Farmen zu besuchen, um mich von den teilweise ganz schön frech und hinterlistig guckenden Federwesen herumschleppen zu lassen oder zu demonstrieren, dass mein Gewicht auf von einem Straußenei getragen wird. Ich bin schon immer seelig, wenn ich ein riesiges Flattervieh auf den endlosen Grundstücken der Farmen beim täglichen Spaziergang sehe.

Was soll ich sagen? Oudtshoorn ist irgendwie anders. Irgendwie passt es nicht in das Bild meines Südafrikas, das ich bisher immer im Kopf hatte und wie ich es kennengelernt habe. Eher wie eine kleine Stadt im Wilden Westen, anstatt am südlichsten Zipfel Afrikas. Die Atmosphäre ist super gelassen. Kleine Restaurants haben auf ihren Tischchen vor der Tür gestärkte weiße Tischdecken ausgebreitet und laden zum Frühstück, Käffchen oder dem obligatorischen Straußensteak am Abend ein. Manchmal kommt es mir so vor, als wenn die Zeit hier nicht stehen geblieben, aber zumindest um einiges langsamer geht, als anderswo. Oder es liegt an mir, weil ich hier einfach zu Ruhe kommen kann. Ach Oudtshoorn, du bist einfach mein Happy Place!

Cango Caves

Ein Besuch der Cango Caves scheint hier fast schon obligatorisch zu sein. Die Strecke von Oudtshoorn hier raus zieht sich ganz schön – durch eine sich immer abwechselnde Landschaft zieht sich die teils ganz schön kurvige Straße 30 km bis zu den Tropfsteinhöhlen. Ein Besuch hier lohnt sich auf jeden Fall – ihr müsst euch nur für eine der angebotenen Touren entscheiden. Bzw. dafür entscheiden, ob ihr euch nach der „normalen“ Heritage Tour noch ins Abenteuer stürzen möchtet und eine weitere halbe Stunde durch schmale Höhlengänge kriechen und weitere Höhlen des unterirdischen Systems entdecken.

Barrydale

Hach Barrydale, ich weiß nicht, ob wir uns jemals so richtig anfreunden werden? Das Örtchen taucht  auf einmal auf der Route 62 auf und wirkt wie eine kleine Oase in der Landschaft. Aussteiger haben Barrydale als ihre neue Heimat fernab des ganzen Trubels der großen Städte ausgewählt. Mit der Ruhe ist es zeitweise aber ganz schnell vorbei, wenn zu Touristen-Stoßzeiten Busse voller Reisegruppen anrollen und das kleine Örtchen und die Läden innerhalb kürzester Zeit bevölkern. Süße Cafés und einige Lädchen laden zu einem kleinen Bummel entlang der Dorfstraße ein.

Barrydale lohnt sich in meinen Augen für einen kleinen Kaffee-Stopp in einem der hübschen Cafés und um sich vor der Weiterfahrt die Beine zu vertreten. Bei meinem zweiten Besuch in Klein Karoo war es mir einfach zu trubelig, so dass es ohne Zwischenstopp weiterging. Barrydale, können wir uns auf eine nette Bekanntschaft einigen? Ich glaube für eine richtig dicke Freundschaft reicht es bei mir nicht! 🙂

Kaffeepause in Montagu: Hochburg der Trockenfrüchte

Kurz bevor es in die Region Stellenbosch geht, lädt Montagu noch zu einem Zwischenstopp ein. Das kleine Örtchen gilt als Grenze zwischen Klein Karoo und dem Weinanbaugebiet vor Kapstadt. Wunderschön restaurierte Häuschen aus vergangenen Zeiten mit kleinen Gärtchen und dicken Bougainville-Hecken in einem kräftigen Pink und alten Holztüren säumen die Straßen und laden zu einem kleinen Spaziergang entlang der Hauptstraße ein.

Neben dem Besuch der heißen Quellen, wunderschönen Wanderwegen und dem kleinen Museum lohnt sich ein kleiner Stopp auch nur zum Verschnaufen. Am Ende des Ortes befindet sich ein kleiner Laden mit den lokalen Trockenfrüchten – hier kann man sich vor der Weiterfahrt noch wunderbar im Garten des angeschlossenen Restaurants erholen und bei einem Getränk die Beine ausstrecken.

Tagelang könnte ich in Klein Karoo bleiben, durch Oudtshoorn schlendern, die Ruhe und Weite genießen. Klein Karoo hat mich auf seine ganz eigene Art verzaubert! Wart ihr schon einmal dort? Erzählt mir gerne von euren Erfahrungen und Klein Karoo-Geschichten in den Kommentaren! Ich freue mich!

 

Eure Anna ♥

 

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