Warum man Menschen mit Zöliakie nie überreden sollte, etwas zu essen

In unserem Alltag spielt das gemeinsame Essen eine zentrale Rolle. Egal, ob es das gemeinsame Frühstück, der Brunch am Wochenende, das Stückchen Kuchen zum Geburtstag, das Geschäftsessen, der gemeinsame Kochkurs oder fast jede andere Art von Treffen ist. Das Essen scheint dabei immer ein Bindeglied zwischen Menschen zu sein, die zusammenkommen – ganz egal zu welchem Anlass. Doch was passiert, wenn jemand aus gesundheitlichen Gründen bestimmte Lebensmittel nicht essen darf? Was ist, wenn das eigentlich nebensächliche Essen für eine Person auf einmal eine zentrale Rolle spielt? Regelmäßig finden sich Menschen mit Zöliakie in der Situation wieder, dass sie sich vermeintlich rechtfertigen müssen, warum sie bestimmte Dinge nicht essen können oder möchten.

Gliederfigur aus Holz

Was ist Zöliakie?

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der der Verzehr von Gluten – einem Protein, das in Getreide wie Weizen, Gerste und Roggen vorkommt – zu einer Entzündung des Dünndarms führt. Für Betroffene bedeutet das, dass selbst kleinste Mengen Gluten die Schleimhaut des Dünndarms schädigen können, was langfristig zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen kann. Die Symptome können dabei von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein: Von Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit bis hin zu Müdigkeit, Kopfschmerzen und sogar Depressionen kann alles dabei sein.

Nur ein bisschen?

Unverständnis & Überreden – Nein, Danke!

Als betroffene Person findet man sich nicht selten in der Situation wieder, dass von einem erwartet wird, zumindest einmal zu probieren. Sei es beim gemütlichen Grillabend, beim gemeinsamen Restaurantbesuch oder beim Kaffeeklatsch. Insbesondere dann, wenn der Kuchen oder das entsprechende Gericht extra für einen zubereitet wurde. „Zumindest einen Bissen kannst du doch mal nehmen!“ wird wahrscheinlich jeder Mensch mit Zöliakie bereits gehört haben. Viel zu oft trifft man hier noch auf Unverständnis, wenn man dies ablehnt und sich auch nicht überreden lässt, nur ein klitzekleines Bisschen zu testen. Leider wird in diesen Situationen immer noch nicht verstanden, dass bei Zöliakie bereits Spuren von Gluten Auswirkungen auf die Gesundheit haben können. Hierbei geht es nicht um den Geschmack oder eine Laune, sondern um die eigene Gesundheit!

Eins steht fest: Wenn jemand mit Zöliakie dankend ablehnt etwas zu probieren, steckt dahinter eine wohlüberlegte Entscheidung. Sobald das Thema Essen im Raum steht (im wahrsten Sinne des Wortes), geht bei mir beispielsweise das Gedankenkarussell los. Zumindest dann, wenn ich mich nicht in meinem Safe Space Zuhause oder bei meinen Lieblingsmenschen befinde. Die Möglichkeit einer Kreuzkontamination und somit eines Glutenunfalls ist auswärts immer da. Das Problem des Vertrauens und die mangelnde Sicherheit begleiten einen dabei ständig. Auch wenn es gut gemeint sein mag, sollte man niemals versuchen, diese Person zu überreden, „nur ein bisschen“ zu probieren oder die getroffene Entscheidung in Frage zu stellen oder einfach zu ignorieren!

Tatsächlich bringen mich Situationen nach wie vor auf die Palme, in denen meine eigene Entscheidung nicht gehört wird. Wenn ich mich dazu entschieden habe etwas nicht zu essen und das ganz höflich kommuniziere, erwarte ich von meinem Gegenüber, dass diese Entscheidung akzeptiert wird. Hier einzusteigen, um mich davon überzeugen zu wollen, dass ein wenig Gluten ja schon nicht schaden wird oder „schon nichts passieren wird“ finde ich einfach übergriffig. „Ein bisschen Gluten wird dich ja schon nicht umbringen“ ist für mich wahrscheinlich der ätzendste Satz, den ich je gehört habe!

  1. Es geht um Gesundheit, nicht um Geschmack: Für Menschen mit Zöliakie geht es nicht darum, wählerisch zu sein oder aus einer Laune heraus bestimmte Speisen abzulehnen. Es geht um den Schutz ihrer Gesundheit. Auch wenn das Gericht köstlich aussehen mag oder es „nur ein kleiner Bissen“ ist, kann das bereits ein Bissen zu viel sein. Zöliakie hat man jeden Tag – eine Ausnahme oder ein Cheat Day sind da einfach nicht drin!
  2. Das Risiko der Kreuzkontamination: Das Risiko einer Kreuzkontamination schwebt immer wie ein Damoklesschwert über uns. Selbst wenn ein Gericht aus glutenfreien Zutaten zubereitet wird, kann es durch die gemeinsame Nutzung von Küchenutensilien wie Rührmaschinen, Toastern oder auch Schneidebrettern und Holzlöffeln ganz leicht zu einer Kreuzkontamination kommen. Und ja: Bereits Spuren von Gluten können bei Zöliakie gesundheitliche Auswirkungen haben. Das können Brötchenkrümel, Mehlstaub oder auch ein Schlückchen Bier auf dem Grillgut sein!
  3. Sozialer und emotionaler Stress: Oft fühlen sich Menschen mit Zöliakie bereits ausgegrenzt oder unter Druck gesetzt, weil sie anders essen müssen als der Rest der Gruppe – insofern sie überhaupt etwas zu Essen finden. Wenn sie sich dann noch für ihre Entscheidung rechtfertigen müssen, kann das den sozialen und emotionalen Stress zusätzlich verstärken. Ihr glaubt gar nicht, wie schwer es mir besonders in der ersten Zeit nach meiner Diagnose gefallen ist, „Nein“ zu sagen! Ein ganz schön schmaler Grat, wenn man auf der einen Seite auf sein Bauchgefühl hören, aber auf der anderen Seite niemandem auf die Füße treten möchte! Zum Thema „Nein sagen“ habe ich bereits hier schon einmal einen ausführlichen Beitrag geschrieben.
Nein danke!

Wie man richtig reagiert

Egal, ob es um Zöliakie, eine andere Erkrankung oder einfach nur eine persönliche Überzeugung geht – Nein bedeutet Nein! Wenn jemand mit Zöliakie höflich ablehnt oder man merkt, dass sich die Person unwohl fühlt, sollte man die Entscheidung akzeptieren, ohne die Person überreden zu wollen, zu diskutieren oder gar ein schlechtes Gewissen zu machen. Eine respektvolle Reaktion könnte zum Beispiel sein: „Klar, ich verstehe, wenn dir das zu gefährlich ist!“

Wenn man als Gastgeber wissen möchte, wie man Menschen mit Zöliakie unterstützen kann, ist es am besten, vorab das Gespräch zu suchen: „Gibt es etwas, das du essen kannst, oder wie kann ich das Gericht sicher für dich zubereiten?“ Hier ist es auch völlig ok, wenn man auf fertige glutenfreie Produkte zurückgreift, um so ein mögliches Risiko zu minimieren. Unangenehm wird es nur dann für die betroffene Person, wenn man einfach nicht verstehen möchte, was das Ganze für Sorgen und Ängste auslösen und welche Folgen es mit sich bringen kann. Tipps für glutenfreie Gastgeber habe ich hier schon einmal aufgeschrieben.

Kennt ihr solche Situation auch? Wie reagiert ihr da? Schreibt mir gerne hier einen Kommentar oder meldet euch über Instagram oder Facebook!

Eure Anna ♥

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