Darum sind Ausnahmen bei Zöliakie ein NoGo!
Immer wieder tauchen Nachfragen auf, ob man bei der glutenfreien Diät nicht einmal eine Ausnahme machen oder einen sog. Cheat Day einlegen kann. Hier mal ein frisches Brötchen vom Bäcker und da mal einen unüberlegten Griff in die Keksdose oder Chipstüte – geht das bei Zöliakie? Ich muss gestehen, dass sich alleine schon bei der Frage meine Nackenhaare aufstellen. Für Neubetroffene oder Personen, die sich bisher nicht mit der Thematik beschäftigt haben, ist die Frage jedoch durchaus berechtigt.
Warum sollte man bei Zöliakie kein Gluten essen?
Bei Zöliakie handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der der Verzehr von Gluten dazu führt, dass das Immunsystem des Körpers das Getreideprotein als fremd erkennt und Antikörper dagegen bildet. Diese Antikörper greifen die Dünndarmschleimhaut an und können diese im Laufe der Zeit beschädigen. Das führt dazu, dass der Darm seine normale Funktion nicht mehr ausführen kann und oft klassische Symptome wie Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen, Gewichtsverlust und Müdigkeit kurz nach dem Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel auftreten. Welche Symptome es bei Zöliakie gibt, habe ich euch schon einmal in diesem Beitrag erklärt.
Verzicht = die einzige Behandlungsmmethode
Um diese Symptome zu lindern und Schäden am Darm zu vermeiden, sollten Menschen mit Zöliakie strikt auf Gluten verzichten – nach wie vor ist das die einzige wirksame Behandlungsmethode bei Zöliakie. Eine Heilung im engeren Sinne gibt es bisher nicht. Bedeutet: Alle Nahrungsmittel, die Gluten oder deren Derivate enthalten, wie z.B. Brot, Pasta, Kuchen, Gebäck, Bier und viele Fertiggerichte sind strikt zu meiden! Ein Lichtblick: Es gibt mittlerweile schon so viele glutenfreie Ersatzprodukte, die den Alltag erleichtern und das Zöliakie-Herz hüpfen lassen!
Sind auch kleine Mengen und Ausnahmen schädlich?
Die Antwort lautet ganz kurz und knapp: Ja! Auch der Verzehr kleiner Mengen von glutenhaltigen Lebensmitteln kann zu Schäden an der Dünndarmschleimhaut führen. Selbst eine geringe Menge von 20 ppm (Teil pro Million) Gluten in einem Lebensmittel kann bei Betroffenen eine immunologische Reaktion auslösen und die Schleimhaut des Dünndarms schädigen. Alles zum Begriff ppm könnt ihr hier nachlesen.
Es sollte auch immer bedacht werden, dass Zöliakie eine fortschreitende Erkrankung ist und dass das Risiko von Komplikationen im Laufe der Zeit steigt, wenn die glutenfreie Diät nicht oder nur nachlässig eingehalten wird. Keine Ausnahmen, keine Cheat Days, keine „Heute gönne ich mir mal was“-Tage!
Und wenn ich keine Symptome habe?
Oft kommt dann die Frage auf, ob bei einer sog. stillen oder subklinischen Zöliakie trotzdem auf Gluten verzichtet werden muss. Die Frage ist durchaus nachvollziehbar. Warum sollte man sich einschränken, wenn man nach dem Verzehr von Gluten noch nicht einmal schmerzhafte oder unangenehme Nebenwirkungen verspürt? Auch bei einer stillen Zöliakie sollte beachtet werden, dass auch ohne die klassischen Symptome eine Schädigung der Dünndarmschleimhaut auftreten und langfristig schwerwiegende Folgen entstehen können. Selbst wenn kurz nach dem Essen keine Krämpfe, Durchfall & Co. auftreten, sind es hierbei insbesondere die möglichen Langzeitfolgen, die man beachten sollte.
Mehr zur stillen Zöliakie erfahrt ihr hier.
Auch an die langfristigen Folgen denken!
Während man bei den klassischen Symptomen immer an Bauchschmerzen, Durchfall & Co. denkt, kann ich eine unbehandelte Zöliakie jedoch auch langfristig schwerwiegend auf die Gesundheit auswirken. Egal, ob es sich um eine klassische Zöliakie oder beispielsweise eine stille Zöliakie handelt.
Mögliche Folgen, die sich aus dem Entzündungsprozess ergeben können, können prinzipiell in vier Gruppen eingeteilt werden.
- An erster Stelle steht ein möglicher Nährstoffmangel, der verschiedenste Auswirkungen auf unseren Körper haben kann. Einen ausführlichen Beitrag zu Nährstoffmangel bei Zöliakie habe ich hier schon einmal geschrieben.
- Das zweite Feld von mögliche Folgeerkrankungen bilden die Symptome, die außerhalb des Magen-Darm-Traktes liegen und nicht direkt durch Nährstoffdefizite verursacht werden – Auswirkungen, die man wahrscheinlich in den seltensten Fällen direkt mit einer Zöliakie in Verbindung bringen würde. Das können zum einen gynäkologische Probleme wie Unfruchtbarkeit, Fehl- oder Frühgeburten und Zyklusstörungen oder aber auch neurologischen Probleme, Depressionen und Migräne sein.
- Neigung zu weiteren Autoimmunerkrankungen: Ebenso wird vermutet, dass eine über viele Jahre unbehandelte Zöliakie dazu führen kann, dass es eher zur Ausbildung weiterer Autoimmunerkrankungen kommt. An möglichen Zusammenhängen wird jedoch immer noch geforscht.
- Erhöhtes Krebsrisiko: Laut einer schwedischen Studie ist das Krebsrisiko bei Menschen mit Zöliakie erhöht – danach beschränkt sich dieser Risikoanstieg jedoch auf Patienten, die die Zöliakie-Diagnose erst nach dem 40. Lebensjahr erhalten haben. Zudem besteht das Risiko hauptsächlich im ersten Jahr nach der Diagnose. Bedeutet: Je früher eine Zöliakie diagnostiziert werden und die glutenfreie Diät gestartet wird, desto geringer fällt das spätere Risiko aus, aufgrund der unbehandelten Zöliakie an Krebs zu erkranken. Hier findet ihr die Studie.
Für mich persönlich kommen bei meiner glutenfreien Ernährung keine Ausnahmen und Cheat Days in Frage. Für mich ist es kein Brötchen oder kein Biss in ein fluffiges Croissant wert, irgendwann an den möglichen Spätfolgen zu leiden. So stark und schmerzhaft, wie sich bei mir alleine ein Glutenunfall bemerkbar macht, wäre die vermeintliche Freude an einem glutenhaltigen Lebensmittel auch schnell wieder verflogen! 😊 Aber auch ohne meine schlimmen Symptome wären die möglichen Langzeitfolgen für mich Grund genug, meine Diät strikt einzuhalten. I mean: Warum sollte ich meinem Körper das antun, wenn ich auch wunderbar darauf verzichten kann und es heute so unglaublich leckere Produkte und tolle Rezepte in der glutenfreien Welt gibt?
Wie strikt seid ihr bei eurer glutenfreien Diät? Seid ihr selbst auch betroffen? Berichtet mir gerne in den Kommentaren davon!
Folgt ihr mir eigentlich schon auf Instagram und Facebook? Ich freue mich, wenn wir uns auch da vernetzen!
Eure Anna ♥
Hinweis
Meine Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch.
Quellen
Mein Allergie Portal: Zöliakie & Folgeerkrankungen: Was ist häufig, was ist selten?
Apotheken Umschau: Zöliakie – Krankheitsfolgen erkennen, Risiken vorbeugen
Dr. Schär Institute: Haben Menschen mit Zöliakie ein erhöhtes Krebsrisiko?