Wissenswertes zu Zöliakie
„Aber Dinkel kannst du doch essen, oder?“ oder „Also die Schwester einer Freundin hat auch Zöliakie, kann aber Dinkel essen!“ – viele von uns Betroffenen haben diese oder ähnliche Sätze seit ihrer Diagnose wahrscheinlich nicht nur einmal gehört, oder? Wie es mir vorkommt, erlebt Dinkel in der vergangenen Zeit ein kleines Revival und wird nicht selten als die gesündere Alternative zu Weizen & Co. angepriesen! Dinkelbrot, Dinkelcracker, Dinkelkekse! Und dazu gesellt sich oft noch der Irrglaube, dass Dinkel glutenfrei sei. Aber was ist denn nun dran an den ganzen Mythen rund um das In-Getreide?
Was ist Dinkel?
Im Gegensatz zu Roggen, Hafer oder Gerste ist Dinkel keine eigene Getreideart, sondern gehört zur Weizenfamilie und ist ein enger Verwandter des heutigen Weichweizens.
Bereits in der späten Steinzeit wurde Dinkel hierzulande angebaut. Im Mittelalter zählte er im ganzen europäischen Raum zu den wichtigsten Lebensmitteln. Auch Hildegard von Bingen war ein bekennender Dinkel-Fan. Nach ihr ist Dinkel „[…] das beste Getreide, fettig und kraftvoll und leichter verträglich als alle anderen Körner. […] Die Seele des Menschen macht er froh und voll Heiterkeit.“
Der Vorteil des Dinkels: Er ist robust und gedeiht auf kargen Böden. Dazu ist sein Halm länger als der des Weizens und das Korn ist von einem festen Spelz umgeben, wodurch es insbesondere vor Schädlingen, Pilzen und anderen Umwelteinflüssen geschützt ist.
Obwohl der Dinkel bis zur Industrialisierung weder von Feldern noch aus den Backstuben und Küchen wegzudenken war, wurde insbesondere durch den Einsatz von chemischen Düngern und Pestiziden sowie die gezielte Züchtung von neuen ertragsreicheren Sorten auch die Anzucht von Weizen immer populärer. Im Gegensatz zum Weizen entwickelte sich der Dinkel weitaus langsamer und wurde so nach und nach vom pflegeleichteren und hochgezüchteten Weizen überholt.
Nach über 2000 Jahren Dinkel-Hochkultur spielte das Urgetreide lange Zeit eher eine untergeordnete Rolle in der Landwirtschaft, bis es vor einigen Jahren zu einer kleinen Dinkel-Renaissance kam. 🙂
Wie hoch ist der Glutengehalt in Dinkel?
Hand aufs Herz: Hättet ihr gedacht, dass der Glutengehalt von Dinkel sogar höher als von Weizen ist? Laut Forschungen liegt der Glutengehalt von Dinkel (Mehl Typ 630) bei 10,3 g/100 g und der von Weizen (Mehl Typ 405) bei 9,8 g/100 g.
Ist Dinkel glutenfrei und kann man ihn bei Zöliakie essen?
Die Antwort ist klar: Nein! Dinkel ist nicht glutenfrei! Auch wenn der Freund eines Freundes oder der Schwippschwager dritten Grades etwas anderes behaupten! Sollte eine Zöliakie sicher diagnostiziert sein, ist Dinkel einfach tabu!
Auch wenn Dinkel oft eine bessere Verträglichkeit als Weizen nachgesagt wird, ändert das nichts an der Tatsache, dass das Getreide glutenhaltig und somit bei Zöliakie zu meiden ist. Besonders für Betroffene, die gerade erst diagnostiziert wurden, finde ich diese teils schwammigen Formulierungen oft leider sehr irreführend.
Merke: Bei Zöliakie ist Dinkel nicht erlaubt!
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Eure Anna ♥
Quellen:
Betty Bossi: Ist Dinkel glutenfrei?
UrDinkel: Ursprung
Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Urgetreide