Wissenswertes für den Alltag mit Zöliakie
Besonders zu Beginn der glutenfreien Diät hinterfragt man fast jedes Lebensmittel, das man bislang sorgenfrei essen konnte. Neben der Frage ob Reis, Hafer und Linsen glutenfrei sind, stellt sich die Frage aller Fragen auch irgendwann bei Hirse. Ist diese generell glutenfrei oder worauf muss ich möglicherweise achten, wenn ich Zöliakie habe? Wie verhält es sich mit Produkten, die aus Hirse bestehen? Kann ich diese bedenkenlos essen?
Was ist Hirse?
Hirse gehört zur Familie der Süßgräser (Poaceae) und ist eine Sammelbezeichnung für kleinfrüchtiges Spelzgetreide. Insgesamt gibt es nicht nur die EINE Hirse, sondern verschiedenste Gattungen und Sorten.
Grundsätzlich können alle Hirsearten ihrer Beschaffenheit der Körner nach jedoch in zwei Hauptgruppen eingeteilt werden:
- Sorghumhirsen (Sorghum) mit deutlich größeren Körnern und damit auch höheren Hektarerträgen (14–17 dt/ha).
- Millethirsen, deren Körner recht klein und die Erträge entsprechend gering (ca. 7–9 dt/ha) sind. Hierzu gehören die meisten Gattungen wie z.B. Rispenhirse und auch Teff. Der Begriff „Millet“ wird überwiegend im englisch- und französischsprachigen Raum verwendet – vielleicht kommt er euch deswegen schon bekannt vor!
Während Hirse bereits vor tausenden von Jahren als Nahrungsmittel angebaut wurde, ist sie besonders in den letzten Jahren ein beliebter Ersatz für Weizen, Gerste und Roggen und somit eine echte glutenfreie Alternative geworden. Dementsprechend kann ich die Eingangsfrage hiermit schon einmal beantworten: Ja, Hirse ist glutenfrei! Für Menschen mit Zöliakie gibt es jedoch einige Dinge zu beachten! Wie soll es auch anders sein, oder?
Hirse ist von Natur aus glutenfrei, aber…!
Hirse ist von Natur aus glutenfrei, was sie zu einer tollen Option für Menschen mit Zöliakie macht und Abwechslung in die glutenfreie Ernährung bringen kann.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass auch hierbei die Kreuzkontamination ein potenzielles Risiko darstellt. Anders als bei Linsen wird für den Anbau von Hirse zwar kein glutenhaltiges Getreide als Rankhilfe eingesetzt, jedoch kann es während des Anbau-, Ernte-, Verarbeitungs- oder Verpackungsprozesses zu einer Verunreinigung kommen.
Verarbeitung von ganzen Körnern
Um das Risiko einer Kreuzkontamination zu minimieren, sollten Menschen mit Zöliakie darauf achten, dass sie entweder nur zertifizierte glutenfreie Hirse kaufen oder die Körner vor der Verarbeitung sorgfältig auslesen und ausgiebig waschen. So können unerwünschte Bestandteile wie Fremdgetreide sowie Feldeintrag wie Schmutz, Unkraut oder auch Erde sorgfältig aussortiert werden.
P.S.: Auch wenn man sich darauf verlassen können sollte, dass glutenfrei deklarierte Verpackungen auch wirklich frei von glutenhaltigen Bestandteilen sind, werfe ich hier zur Sicherheit auch immer noch ein Auge drauf! Doppelt gemoppelt hält besser, oder wie war das noch einmal? 😊 Aber ja – das ist mein ganz persönliches Vorgehen!
Selbst verarbeitet vs. auswärts essen
Und dann stellt sich die Frage: Kann ich Hirse auch problemlos im Restaurant oder unterwegs verzehren, wenn das Gericht aus ganzen Körnern besteht? Das muss wirklich jeder für sich selbst entscheiden. Ich selbst würde auswärts weder Linsen- noch Hirsegerichte essen, da mir das Risiko einer Kreuzkontamination zu hoch ist. Außer: Das Restaurant ist auf glutenfreie Gerichte spezialisiert und verwendet nur glutenfrei deklarierte Produkte oder sortiert die Körner vor der Verarbeitung gewissenhaft aus. Tatsächlich habe ich so etwas noch nicht entdeckt und meide diese Gerichte dementsprechend!
Verarbeitete Produkte aus Hirse
Verarbeitetes Getreide und Pseudogetreide unterliegt einem erhöhten Kontaminationsrisiko, so dass entsprechende Produkte nur glutenfrei deklariert verzehrt werden sollten. Das gilt nicht nur für Mehl, sondern auch für Flocken, Grieß und andere verarbeitete Produkte aus Hirse.
Teilweise gibt es aber auch hierbei Sonderausnahmen. Nehmen wir einmal den Fall an, dass Hirse auf der Zutatenliste eines Produktes steht, das Produkt ist aber nicht glutenfrei deklariert? Hierbei ist darauf zu achten, an welcher Stelle die Hirse aufgeführt ist. Sollte sie zu den Hauptbestandteilen gehören, also an einer der ersten Stellen stehen, ist das Produkt zu meiden. Nimmt der Hirsebestandteil einen der letzten Plätze ein und ist somit nur in geringen Bestandteilen enthalten, kann die Aufzählung vernachlässigt und das Produkt konsumiert werden. Bedeutet: Steht die Hirse an erster Stelle und ist das Produkt nicht als glutenfrei gekennzeichnet = Finger weg! Steht die Hirse ganz weit unten auf der Zutatenliste = Es kann zugegriffen werden.
Aber: Wie immer gilt hier! Ihr entscheidet, was ihr konsumiert. Sollte euch das Ganze zu heikel sein, solltet ihr auf die Produkte zurückgreifen, die euch ein gutes Bauchgefühl geben.
In meiner Kategorie „Q&A Zöliakie“ findet ihr noch weitere Beiträge rund um das Thema Zöliakie! Ist Dinkel glutenfrei? Ist Mais glutenfrei? Wie lese ich Zutatenlisten richtig und was gilt es zu beachten, wenn ich glutenfreien Besuch bekomme?
Mögt ihr Hirse und wie handhabt ihr das mit der glutenfreien Bezeichnung auf Hirse-Produkten? Schreibt mir gerne hier einen Kommentar oder meldet euch über Instagram oder Facebook!
Eure Anna ♥