Leben mit Zöliakie
Mir kommt es so vor, als wenn Hafermilch bzw. Haferdrinks in den letzten Jahren einen echten Boom erlebt haben. Nicht nur in den Supermärkten findet man eine immer größer werdende Auswahl an pflanzlichen Milchalternativen, sondern auch auf Speisekarten in Cafés und Restaurants haben sich Alternativen zur herkömmlichen Kuhmilch ihren Platz erkämpft. Während anfangs besonders Sojamilch ganz hoch im Kurs stand, wurde diese in der letzten Zeit gefühlt durch Hafermilch vom Thron geschubst. Tatsächlich ist es mir nun schon öfter passiert, dass als pflanzliche und laktosefreie Alternative nur noch Hafermilch angeboten wird. Und genau das ist Fluch und Segen zugleich – zumindest dann, wenn man von Zöliakie betroffen (und gleichzeitig ggf. laktoseintolerant) ist!
Während ich mich auf der einen Seite riesig darüber freue, dass es immer mehr Alternativen für tierische Kuhmilch auf dem Markt gibt, ist herkömmliche Hafermilch für Menschen mit Zöliakie leider keine Alternative. Kleiner Spoiler: Bei Zöliakie muss auch diese ausdrücklich als glutenfrei deklariert sein. Und ihr könnt es euch schon fast denken: Meist wird in Cafés und Lokalen keine glutenfreie Hafermilch ausgeschenkt.
Hafermilch in Cafés
Sobald ich Hafermilch auf einer Speisekarte entdecke, schrillt direkt eine imaginäre Alarmglocke in mir auf. Gleichzeitig gehen direkt eine Hand voll Fragen durch den Kopf! Ob die Hafermilch wohl glutenfrei ist? Wenn ich nun eine andere Milchsorte wähle, wird diese dann im selben Milchaufschäumer verarbeitet? Wird dieser vorab bestmöglich gereinigt, um eine Kreuzkotamination zu vermeiden? Wird die Dampflanze zum Aufschäumen an der Kaffeemaschine zwischendurch ausreichend durchgespült, so dass keine Spuren der herkömmlichen Hafermilch mehr daran zurückbleiben? Fragen über Fragen, die für Nicht-Betroffene möglicherweise völlig absurd klingen, für Menschen mit Zöliakie aber Alltag und essenziell für ihre Gesundheit sind.
Leider mache ich auch immer wieder die Erfahrung, dass oftmals gar nicht das Bewusstsein besteht, dass Haferdrinks durchaus ein Problem für Menschen mit Zöliakie oder diejenigen sein können, die aus gesundheitlichen Gründen auf Gluten verzichten müssen.
Warum ist herkömmliche Hafermilch keine Option bei Zöliakie?
Handelsüblicher Hafer und Produkte daraus sind nicht glutenfrei, auch wenn Hafer von Natur aus kein Gluten enthält.
Den Satz muss man erst einmal sacken lassen, oder? Aber dröseln wir ihn gemeinsam auf: Hafer ist an sich von Natur aus glutenfrei. Er ist weder mit Weizen, noch einem glutenhaltigen Getreide verwandt und wird botanisch gesehen den Gräsern zugeordnet. Jedoch kommt es sowohl im Anbau als auch in der Verarbeitung und Lieferkette oft zu Verunreinigungen durch glutenhaltige Getreidesorten oder Gerätschaften, so dass die Gefahr einer Kontamination für Zöliakie-Betroffene ganz schön hoch ist. Dadurch, dass man mit Zöliakie auf eine strikte glutenfreie Diät angewiesen ist, müssen Betroffene auf sicher angebauten, glutenfreien Hafer und entsprechend gekennzeichnete Produkte zurückgreifen. Das gilt zum Beispiel auch für Haferdrinks!
Worauf muss geachtet werden?
Menschen mit Zöliakie müssen dementsprechend nicht nur bei Haferflocken & Co., sondern auch bei Haferdrinks darauf achten, dass diese explizit als glutenfrei deklariert oder durch das Symbol der durchgestrichenen Ähre gekennzeichnet sind. Ebenso ist darauf zu achten, dass Speisen und Getränke eben nicht durch glutenhaltige Lebensmittel kontaminiert werden. Hier reichen oft schon kleine Spuren aus, um Beschwerden und eine Immunreaktion des Körpers hervorzurufen.
Wie können Gastronomiebetriebe uns unterstützen?
Grundsätzlich finde ich es großartig, dass in der Gastronomie immer mehr über Alternativen nachgedacht wird und diese angeboten werden. Für Zöliakie-Betroffene wäre es jedoch eine enorme Hilfe, wenn anstatt von herkömmlicher Hafermilch einfach eine glutenfreie Sorte angeboten wird. So einfach, so gut! Es gibt bereits verschiedene Hersteller, die glutenfreie Haferdrinks anbieten. So nimmt man Gästen, die sich aus gesundheitlichen Gründen strikt glutenfrei ernähren müssen, von vorne herein einige Sorgen.
Sollte es nicht möglich sein, dass eine glutenfreie Alternative angeboten wird, ist bei der Zubereitung der Getränke und des Milchschaums bestmöglich darauf zu achten, dass es nicht zu einer Kreuzkontamination kommt. Bedeutet: Falls glutenhaltige Hafermilch verarbeitet wird, sollten Milchaufschäumer und Dampflanzen immer penibel gereinigt werden, so dass keine Rückstände glutenhaltiger Milchalternativen mehr haften bleiben.
Und das Wichtigste: Eine offene Kommunikation auf beiden Seiten! Solltet ihr merken, dass Gäste Fragen bei ihrer Bestellung haben, sprecht ganz offen darüber und zeigt ihnen ggf. Alternativen auf. Kommuniziert gerne, wie ihr eure Geräte reinigt und bietet ggf. an, dass euch die betroffene Person zur Not auch bei der Zubereitung über die Schulter schauen kann. Auch wenn es für Nicht-Betroffene möglicherweise befremdlich klingen mag, erleichtern uns Betroffenen solche klaren Gespräche und lieben Gesten das Leben enorm und geben uns Sicherheit.
Vertragen alle Menschen mit Zöliakie glutenfreien Hafer?
Die Antwort lautet leider Nein! Tatsächlich vertragen nicht alle Menschen mit Zöliakie (glutenfreien) Hafer! Grundsätzlich wird dazu geraten, glutenfreien Hafer erst 6 Monate nach der Diagnosefeststellung, bzw. dann, wenn sich die Antikörper im Blut wieder im Normbereich befinden, wieder Step by Step in den Speiseplan aufzunehmen. Aber nicht alle Betroffene vertragen Hafer nach dieser Zeit. Dazu erzähle ich euch ganz bald einen separaten Beitrag mehr!
In meiner Kategorie „Q&A Zöliakie“ findet ihr noch weitere Beiträge rund um das Thema Zöliakie! Ist Dinkel glutenfrei? Ist Mais glutenfrei? Wie lese ich Zutatenlisten richtig und was gilt es zu beachten, wenn ich glutenfreien Besuch bekomme?
Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr die Erfahrung mit Haferdrinks in Cafés auch schon gemacht? Schreibt mir gerne hier einen Kommentar oder meldet euch über Instagram oder Facebook!
Eure Anna ♥
